Universität KonstanzExzellenzcluster „Kulturelle Grundlagen von Integration“

Hintergrund

Halbmond

Die Regionen des Vorderen und Mittleren Ostens und des nördlichen Afrikas sind zentrale Brennpunkte internationaler und interner Konflikte, von denen europäische Interessen unmittelbar berührt werden. In ihrer für westliche Länder politischen, historischen, religiösen und kulturellen Bedeutung sind diese Regionen nicht zu überschätzen. Die nahöstlichen, nordafrikanischen und europäischen Länder waren und sind in vielfältiger Weise miteinander verbunden. Dies geschah sowohl durch friedlichen Austausch, als auch durch Besetzung und bewaffnete Konflikte, die je von unterschiedlichen Zentren ausgingen und den geografischen Raum Eurasiens kulturell geprägt haben.

Identitäten im Umbruch

In der neuzeitlichen Gegenüberstellung von Europa und dem Orient wurden sie zugleich zu einem wichtigen Element moderner, westlicher Identitäten. Diese befinden sich ebenso wie die modernen östlichen Identitäten derzeit im Umbruch. Sie werden Überprüfungen von innen und Kritik von außen unterzogen, die wissenschaftlich beobachtet und begleitet werden sollten. In der Gegenwart werden dabei sowohl die politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Konflikte wie die Ansätze zum friedlichen Austausch durch historische und religiöse Argumente angefeuert.

Die Regionen können deshalb als besonders wichtiges Beispiel für Probleme der kulturellen Grundlagen von Integration betrachtet werden. In Konstanz kann die sich Erforschung dieser Regionen die Zugänge aller vier Arbeitsfelder des Exzellenzclusters zu Nutze machen und diese umgekehrt mit einem besonders interessanten regionalen Feld bereichern.

Orientalistik an der Universität Konstanz?

Die Universität Konstanz verfügt über keine orientalistischen Fachdisziplinen wie Islamwissenschaft, Semitistik, Arabistik oder andere orientalische Philologien. Forschungen zur Geschichte, Politik, Kultur und Religion der Gesellschaften Nordafrikas, des Nahen und Mittleren Ostens sind hier in unterschiedlichen Fächern angesiedelt: in der Geschichts-, Literatur- und Sprachwissenschaft, aber auch in der Politologie und der Soziologie.

Diese disziplinäre Verankerung ist wissenschaftlich sinnvoll und zeitgemäß, weil sie die regionalen Forschungen in ihren methodischen und thematischen Zusammenhängen belässt, Vergleiche zwischen den Regionen nahe legt und den Blick für theoretische Zusammenhänge schärft. Das Konstanzer Orient-Forum möchte daneben eine zweite Anbindung schaffen, die interessierten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern den systematischen Austausch über die Region ermöglicht. Stärken sollen so gebündelt, mögliche Isolierungen in den methodischen Disziplinen aufgefangen werden.

Neue Perspektiven eröffnen

Damit erprobt das Konstanzer Orient-Forum eine wissenschaftsorganisatorische Lösung für die theoretischen und methodischen Nachteile der traditionellen universitären Aufteilung zwischen regionsspezifischen Disziplinen und so genannten allgemeinen Fächern, in diesem Fall zwischen den traditionellen Orientinstituten auf der einen und dem Kanon der Geistes- und Sozialwissenschaften auf der anderen Seite. Das Konstanzer Orient-Forum übernimmt mit der Integration regionaler Spezialisierungen und deren öffentlicher Repräsentation einen Teil der Aufgaben, die Orientinstitute sonst wahrnehmen, verzichtet jedoch bewusst auf deren fachliche Abgrenzung als spezifische orientalistische Disziplin.

Das Konstanzer Orient-Forum eröffnet mit der Zusammenführung von regionaler Spezialisierung zugleich neue Perspektiven. Während die Beschäftigung mit dem geographischen Raum – bewusst offen als „Orient“ bezeichnet – die Klammer des Forums bildet, reicht der zeitliche Bogen von der Antike bis in die Gegenwart und durchbricht so die chronologischen Grenzen der Heimatdisziplinen der beteiligten Wissenschaftler. Auf diese Weise werden diachrone Zusammenhänge und Hintergründe sichtbar. Indem überdies hier Forschungen miteinander vernetzt werden, die literatur-, sprach- und geschichtswissenschaftliche, soziologische und politologische Zugänge vertreten, ermöglicht das Konstanzer Orient-Forums einen konzertierten, problemorientierten Austausch über die Region. Inhaltliche Kernbereiche herauszuarbeiten und dadurch das Forschungsprofil der Universität zu stärken, ist deshalb neben dem forschungspraktischen Austausch ein weiteres Ziel des Konstanzer Orient-Forums.

Austausch und Vernetzung

Dies geschieht bisher in ein bis zwei Arbeitsgesprächen im Semester, bei denen über den gegenwärtigen Stand von laufenden Projekten und künftige Perspektiven berichtet wird. Außerdem findet ein informeller Austausch über Veranstaltungen von gemeinsamem Interesse statt. Eigene Tagungen oder Workshops in der Zukunft sind bei entsprechender Bündelung übergreifender Themen geplant. Anregungen und Neuzugänge sind stets willkommen. Wenden Sie sich einfach an: Prof. Dr. Dorothea Weltecke, dorothea.weltecke[at]uni-konstanz.de.

Veranstaltungen

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