Universität KonstanzExzellenzcluster: Kulturelle Grundlagen von Integration

Soziale Ordnung und Randgruppen in der Sowjetunion

Kulturelle Grundlagen von Intergrationsstrategien und Exklusionspraktiken in den 1940er- 1960er Jahren

Prof. Dr. Elena Zubkova

Abstract

Das Forschungsprojekt konzentriert sich auf die kulturellen Grundlagen des Umgehens mit den marginalisierten Sozialgruppen unter dem Gesichtspunkt der Erarbeitung von Integrationsstrategien. Vor dem Hintergrund der aktuellen Debatte über die Identitätskulturen und Integrationsmechanismen im multikulturellen Raum lassen sich die Erfahrungen des Staatssozialismus (der Sowjetunion) in diesem Bereich Kontinuitäten und Abweichungen fixieren, die nach den kulturhistorischen Wurzeln heutiger Konflikte offenbar fragen. Chronologisch ist das Projekt der Nachkriegsperiode gewidmet – vom Ende des 2. Weltkrieges bis Mitte der 1960er Jahre. Die polarisierende und repressive Politik unter Stalin ebenso wie die Verwüstungen des Krieges hatten eine „Flugsandgesellschaft“ geschaffen, in der Millionen von Menschen entwurzelt, entrechtet, kriminalisiert und marginalisiert waren. Als Hauptobjekte der Forschung treten solche Bevölkerungsgruppen auf, wie Arme (Bettler), Prostituierte, Fechtbrüder, verwahrloste Kinder, wandernde Zigeuner, Obdachlose, Alkoholiker, und (entlassene) Kriminelle.

Durch das Verhalten gegenüber diesen Gruppen seitens Staat und Gesellschaft wurden die Kulturmuster verankert, die im wesentlichen soziale Ordnung und die Identitätsbildung (bzw. Identitätszuschreibung) in der UdSSR prägten. Diese Kulturmuster, die bisher kaum erforscht waren, stehen im Vordergrund des Projektes.