Universität KonstanzExzellenzcluster „Kulturelle Grundlagen von Integration“

Die Transformation des päpstlichen Kreuzzugsgedankens

Tim Weitzel

Abstract

Eine der heftigsten Kontroversen, die sowohl die ältere wie die jüngere Kreuzzugsforschung beschäftigt, wird um die Definition des Phänomen „Kreuzzug“ geführt. Hierbei stehen sich im wesentlichen zwei in sich geschlossene, kohärente Definitionsmodelle unvereinbar gegenüber. Die eine Denkschule   deren bedeutendster deutschsprachiger Exponent H. E. Mayer ist   geht davon aus, dass die Fokussierung auf Jerusalem entscheidend für die Definition sei, wohingegen die universale Denkschule, vertreten durch die Namen Riley-Smith und Norman Housley, diese geographische Festsetzung der Kreuzzüge ablehnt. Eine Ursache für diese Definitionsproblematik besteht meines Erachtens darin, dass beide Denkschulen die Kreuzzüge als ein Phänomen sui generis zu beschreiben versuchen und die historische Entwicklung des Phänomens verkennen.

Um einen Beitrag zur Historisierung der Debatte beizutragen, wird mein Forschungsvorhaben versuchen die Transformation des Kreuzzugsgedankens nachzuzeichnen. Hierbei kann es weder darum gehen die Wandlung des allgemeinen Kreuzzugsgedankens zu untersuchen, worauf schon Carl Erdmann hingewiesen hat, noch darf es sich um einen erneuten Versuch handeln die Wandlung einer Idee als das Werk einiger großer Denker darzustellen und damit in die Gipfelwanderung der älteren Ideengeschichte zurückzufallen. Im Fokus der Arbeit wird daher ein ganz bestimmter, greifbarer Aspekt des Kreuzzugsgedankens stehen: die päpstliche Lehrmeinung. Zudem soll die Transformation des Kreuzzugsgedankens nicht isoliert als das alleinige Werk bestimmter Päpste dargestellt, sondern im weiteren Kontext analysiert werden, wofür ein Blick über die päpstlichen Quellen hinaus auf die Mittlere Textebene von Nöten ist. Hierdurch sollen Erklärungsmuster für die Entwicklung erarbeitet werden, um ein tieferes Verständnis für die Komplexität des Phänomen Kreuzzug zu erlangen.