Universität KonstanzExzellenzcluster: Kulturelle Grundlagen von Integration

Raumkontrolle und Grenzregime bei sozialen Insekten

Prof. Dr. Niels Werber

Abstract

Das Forschungsvorhaben, das ich als Fellow des Kulturwissenschaftlichen Kollegs des Konstanzer Exzellenzclusters „Kulturelle Grundlagen der Integration“ verfolgen möchte, ist ein wichtiger Teil meines auf mehrere Jahre hin angelegten Projektes zur Kulturgeschichte „Sozialer Insekten“. Soziale Insekten dienen heute so unterschiedlichen wissenschaftlichen Disziplinen wie der Ökonomie, der Kybernetik, der Soziologie, der Philosophie und in nahezu allen Sparten der massenmedialen Kommunikation vom Roman bis zum Film und von der Presse bis zum Fernsehen als Bildbereich, auf den gesellschaftliche Fragen projiziert werden. Die historische Dimension dieser „gepflegten Semantik“ reicht über die Ikonographie und Topik der Vormoderne bis in die Fabelsammlungen und Parabeln der Antike zurück. Seitdem fungieren Ameisengesellschaften oder Bienenstaaten als Projektionsflächen, auf denen Muster und Probleme sozialer Ordnung durchgespielt werden.

Ein Teil dieser Simulationen betrifft den Raum der Gesellschaft und die Regime der Raumordnung. Da im Medium der sozialen Insekten unterschiedlichste Modelle der Herrschaft über den Raum, seiner Durchdringung, Verwaltung, Bagatellisierung oder Annihilation simuliert werden, fallen zentrale Anliegen des Konstanzer Einladungskonzepts „Geplante Peripherien“ in die Kernfragen meines Forschungsprojektes, insbesondere Fragen der Steuerbarkeit von sozialen Prozessen und ihrer räumlichen Ordnung, der Grenzregime und der Integration.