Universität KonstanzExzellenzcluster: Kulturelle Grundlagen von Integration

Kulturelle, institutionelle und interessenbasierte Narrative hochschulpolitischen Stellungswandels im Bologna-Prozess

Prof. Dr. Christoph Knill

Abstract

Theoretischer Ausgangspunkt des Forschungsvorhabens ist die Untersuchung der nationalen Bedingungen, unter denen Prozesse transnationaler Kommunikation zu länderübergreifender Politikkonvergenz führen. In empirischer Hinsicht soll diese Frage durch einen internationalen Vergleich staatlicher Hochschulpolitiken und deren potentiellen Wandel im Zuge des Bologna-Prozesses analysiert werden. Am Beispiel des Bologna-Prozesses soll geklärt werden, in welchem Ausmaß und unter welchen Bedingungen transnationale Kommunikation zu länderübergreifender Politikkonvergenz führt. Im Zentrum der untersuchten nationalen Variablen stehen dabei kulturelle, politisch-institutionelle und sozioökonomische Faktoren.

Um durch den Bologna-Prozess ausgelöste Konvergenzprozesse zu messen, werden die Hochschulpolitiken von 22 OECD-Ländern im Zeitraum zwischen 1998 und 2007 analysiert. Die Auswahl umfasst einerseits 15 EU-Staaten, die von Anfang an am Bologna-Prozess beteiligt waren, sowie – als Kontrollgruppe – sieben OECD-Staaten, die bislang nicht zu den Unterzeichnerstaaten zählen. Im Hinblick auf den Bereich der Hochschulpolitik erfolgt eine Konzentration auf zwei Dimensionen, Studienstrukturen und Qualitätssicherungssysteme, für die Konvergenzentwicklung anhand verschiedener Indikatoren ermittelt werden.

Bei der Messung und Erklärung von Konvergenz wird einerseits untersucht, in welchem Ausmaß sich die Hochschulpolitiken der Untersuchungsländer im Zeitablauf aneinander angenähert haben (s-Konvergenz). Auf der anderen Seite wird das Ausmaß erhoben, um das sich die nationalen Politiken an die Bologna-Modellvorgaben angenähert haben (d-Konvergenz). In methodischer Hinsicht integriert das Forschungsvorhaben makro-quantitative, makro-qualitative und qualitative Verfahren.

Durch das Forschungsvorhaben soll erstmals eine systematische Erklärung hochschulpolitischer Konvergenz im Spannungsfeld zwischen internationalen und nationalen Erklärungsfaktoren erfolgen, um hieraus Erkenntnisse über die Veränderung nationaler Politiken unter dem Einfluss transnationaler Kommunikation zu gewinnen.