Don-Quijote-Adaptionen in anglophonen Literaturen vom 17. Jahrhundert bis zur Gegenwart
Abstract
Von den zahlreichen Würdigungen, die Miguel de Cervantes Roman Don Quijote (1605/1615) zuteil geworden sind, verdeutlicht die Auszeichnung als bestes Buch der Welt durch das Osloer Nobelinstitut im Jahr 2002 prägnant die Ausnahmestellung dieses Werkes innerhalb des symbolischen, supranationalen Gedächtnisnarrativs ‚Weltliteratur‘. Gefestigt wird diese Position durch Übersetzungen in 68 Sprachen, eine Epochen und Kulturen übergreifend beträchtliche Zahl intermedialer Adaptionen (Opern, Musicals, Gemälde, Filme), sowie vielfältige literarische Bearbeitungen in Verssatiren, Theaterstücken und vor allem Romanen. Ausgehend vom England des 17. Jahrhunderts werden dem Don Quijote, so die Leitthese des Projekts, im Zuge kontinuierlicher ‚Katalyseprozesse‘ des Wi(e)der- respektive Weitererzählens Schlüsselfunktionen bei der Generierung, Tradierung, Transformation sowie beim Transfer kultureller Wissensbestände zugeschrieben. Auf der Basis eines bis in die jüngste Gegenwart reichenden, um Beispiele aus den neuen englischsprachigen Literaturen erweiterten Korpus von Erzähltexten, zielt dieser Denkansatz darauf, der bisher vornehmlich motivgeschichtlichen Forschung mittels einer kultursemiotisch weiterentwickelten Intertextualitätstheorie neue Impulse zu geben.
Genau genommen verdankt sich die Existenz des Untersuchungsgegenstands einer Missachtung der Forderung, den Don Quijote nie wieder „aus dem Grabe hervorzuziehen“. Im Zuge dieser Epochen und Kulturen übergreifenden Störung seiner Totenruhe kommt der „Ritter von der traurigen Gestalt“ in eben jenen Genuss zahlloser neuer „Fahrten und Ritte“ in und durch die (englischsprachige) Literatur, die ihm eigentlich versagt bleiben sollten. Das vorliegende Arbeitsvorhaben nimmt die Spuren auf, die Don Quijote in Form allographischer Interfiguren in englischen bzw. englischsprachigen Erzähltexten und Romanen vom 17. Jahrhundert bis zur Gegenwart hinterlassen hat.