Steigender Lebensstandard
Zur Geschichte eines Dispositivs, ca. 1759-1914
Abstract
Untersucht werden Praktiken der Standardisierung des Wissens über menschliche Lebensbedingungen, wie sie im Kontext der „sozialen Frage“ des 19. Jahrhunderts angewandt wurden. Das Augenmerk liegt auf der Entstehung struktureller Erklärungen und Lösungsansätze der sozialen Integration. Es wird u. a. der These nachgegangen, dass die Rolle, die schlechten Angewohnheiten als zweiter Natur des Menschen zwischen Umweltmilieus und individueller Selbstkontrolle zugeschrieben wurde, von Bedeutung für die Entstehung struktureller Ansätze zur Hebung des Lebensstandards war.
Vor diesem Hintergrund soll das Projekt einen Beitrag zur historischen Epistemologie der Geistes- und Sozialwissenschaften leisten. Unter Einbeziehung des institutionengeschichtlichen Programms einer Sozialgeschichte des Wissens werden verschiedene Rationalitätstypen untersucht und die Frage nach der Rolle eines der Wissenschaftspraxis zugrundeliegenden „tacit knowledge“ (Polanyi) auf die Sozialwissenschaften angewandt. Praktiken der Beobachtung, Erfassung und Darstellung sozialer Probleme werden im Kontext der moralischen Ökonomien der jeweiligen Wissensfelder untersucht und mit dem sozialen Habitus der sie tragenden Gesellschaftsschichten in Beziehung gesetzt.