Universität KonstanzExzellenzcluster: Kulturelle Grundlagen von Integration

Zur Kulturalisierung EUropäischer Politik

PD Dr. Monika Mokre

Abstract

Thema des Forschungsprojekts sind Diskurse zur europäischen Integration, die sich an – unterschiedlichen Begriffen von – Kultur festmachen.

Theoretisch wird der Arbeit die Diskurstheorie von Ernesto Laclau und Chantal Mouffe zugrunde gelegt: Diskurse streben nach Hegemonie und benötigen den Anspruch auf Universalität zur Legitimierung dieser Hegemonie. Diese Universalität ist nie direkt repräsentierbar, daher übernimmt eine Partikularität als leerer Signifikant die Rolle der Universalität im Diskurs. Jeder hegemoniale Diskurs verunmöglicht (temporär) gegenhegemoniale Diskurse.

Das Forschungsprojekt identifiziert EU-Diskurse, die durch den leeren Signifikanten „Kultur“ organisiert sind und entwickelt zu ihnen Gegendiskurse um den leeren Signifikanten der spätkapitalistischen Marktwirtschaft. Diese Vorgangsweise geht von der These aus, dass relevante Diskurse zu ökonomischen Zusammenhängen und Machtverhältnissen durch Kulturalisierung verdrängt werden, damit wird allerdings nicht ein generelles Primat des Ökonomischen oder die Überdeterminierung aller gesellschaftlichen Konflikte durch den Klassenkonflikt behauptet.

Folgende Diskurse stehen im Mittelpunkt des Projekts:

  • Kulturalisierte Diskurse zu politischer Einheit: Hier steht das Hegemoniestreben der Europäischen Union in Diskursen zu kultureller Identität im Vordergrund, die sich traditionell auf nationale Kultur beziehen. Aus der „ökonomisierten“ Sicht des Projekts wird auf die Notwendigkeit der Schaffung kultureller Identität für ein (u.a. ökonomisch) erfolgreiches politisches System fokussiert.
  • Kulturalisierte Diskurse zu sozio-ökonomischer Ungleichheit: Dabei geht es insbesondere um kulturalisierte Beschreibungsformen von problematischen Folgen von Immigration, wie auch von politischen Lösungsangeboten für diese. Der Gegendiskurs des Projekts deutet diese Probleme ökonomisch und stellt zugleich die Frage nach dem ökonomischen Nutzen der Betonung von kultureller Diversität statt sozio-ökonomischer Ungleichheit.
  • Kulturalisierte Diskurse zur Wirtschaftsstruktur: Hier sollen in erster Linie Diskurse zu den „Cultural and Creative Industries“ in ihren ökonomischen Funktionsweisen betrachtet werden.

Das Projekt soll zu einer Monographie führen. Im Rahmen der Fellowship sollen in erster Linie eine Struktur dieser Monographie entwickelt und die theoretischen Grundlagen ausgeführt werden. Im Weiteren wird die geplante Publikation vor allem aus Re-Interpretationen früherer Arbeiten der Autorin aus der skizzierten Perspektive bestehen; zusätzliche Fallstudien sind insbesondere zum Komplex Migration/ sozio-ökonomische Ungleichheit/Kulturalisierung nötig und sollen während der Fellowship zumindest konzipiert werden.

Das kulturwissenschaftliche Kolleg würde nicht nur die notwendige ungestörte Zeit für die Entwicklung dieses Projekts bieten, sondern darüber hinaus zahlreiche Anschlussmöglichkeiten an drei der vier Forschungsschwerpunkte (Identitätskulturen, Erzähltheorie als Kulturtheorie, transkulturelle Hierarchien) und an verschiedene Projekte.