Universität KonstanzExzellenzcluster: Kulturelle Grundlagen von Integration

Kulturelle Entstehungsgründe und soziale Integrationswirkungen machtteilender Staats- und Verfassungsordnungen

Prof. Dr. Adrian Vatter, Prof. Markus Freitag, Prof. Christoph Schönberger

Abstract

Unter den modernen Demokratien gelten machtteilende Verfassungsordnungen in Form föderativer, konsensus- und direktdemokratischer Systeme als prominente Beispiele für die Integration sprachlicher, ethnischer und oder religiöser Vielfalt. Während die bisherige Forschung viel Gewicht auf die valide Messung und Operationalisierung von machtteilenden Demokratietypen in Form von Konkordanz- und Konsensusdemokratien sowie ihren Wirkungen auf die Politikergebnisse gelegt hat, fehlen bis heute sowohl eine vertiefte Analyse ihrer kulturell-historischen Entstehungsursachen als auch eine breit abgestützte Untersuchung ihrer gesellschaftlichen Integrationswirkungen. In Anknüpfung an das bahnbrechende Werk von Arend Lijphart (1999) „Patterns of Democracy“ setzt sich die geplante Projektinitiative zum Ziel, erstens den kulturellen Entstehungsgründen, zweitens der verfassungsrechtlichen Ausprägungsformen und drittens den sozialen Integrationswirkungen machtteilender Institutionenordnungen (wie z.B. föderative Systeme) auf nationaler und supranationaler Ebene nachzugehen. Die drei aufeinander aufbauenden Forschungsfragen lauten damit wie folgt:

  1. Welche politische Kulturen bzw. Kulturelemente fördern bzw. hemmen die Entstehung machtteilender Verfassungsordnungen?
  2. Welche Formen und Typen machtteilender Verfassungsordnungen existieren zu Beginn des 21. Jahrhunderts in demokratisch verfassten politischen Systemen?
  3. Welche machtteilende Verfassungsordnungen unterstützen bzw. hemmen im besonderen Maße die ethnische und konfessionelle Integration sowie die gesellschaftliche Vielfalt?

Zusammenfassend steht im Mittelpunkt des Projekts die Erstellung und Analyse einer aktuellen und weltumspannenden Karte von verfassungsrechtlichen Machtteilungsordnungen, die sowohl ihre politischen und kulturellen Entstehungsbedingungen als auch das Ausmaß ihrer gesellschaftlichen Integrationskräfte untersucht.

Die Projektinitiative bietet damit die einmalige Gelegenheit, Professuren unterschiedlicher Fachbereiche (Politik- und Verwaltungswissenschaft, Rechtswissenschaft) mit thematisch ähnlichen Forschungsbereichen und –interessen (Staatsrecht, Rechtsvergleichung, Vergleichende Politik, Vergleichende Staatslehre, Staats- und Demokratietheorie, Verfassungsgeschichte; Föderalismusanalyse aus rechts- und politikwissenschaftlicher Perspektive) in einem gemeinsamen interdisziplinären Forschungsprojekt zusammenzuführen. Die Forschungsergebnisse sollen in einer gemeinsamen Publikation in Form einer Kollektivmonographie der drei beteiligten Konstanzer Professoren zusammengeführt und veröffentlicht werden.