Zwischen Augustus und Antinoos
Tradition und Innovation in der Imago Kaiser Hadrians
Abstract
Die geplante Arbeit über Kaiser Hadrian (117-138 n.Chr.) setzt konsequent an der Außenseite seines Regimes, der Imago des Herrschers, an. Im Zentrum stehen diejenigen Inhalte und Themen, die die Rolle des Herrschers gegenüber den relevanten gesellschaftlichen Statusgruppen des Imperiums festlegten. Da die Regierungszeit Hadrians sowohl gegenüber seinem Vorgänger Trajan als auch für die Monarchie des 2. nachristlichen Jahrhunderts insgesamt einen markanten Einschnitt darstellt, wird die kaiserliche Imago auf ihre Position im Spannungsfeld von Tradition und Innovation befragt. Als innovatives Element erscheint dabei die Performanz Hadrians nach griechischen Mustern (z.B. Divinisierung und Kult des Antinoos), als traditionelles Element seine unübersehbaren expliziten und impliziten Bezüge auf Augustus.
Dabei ist insbesondere zu fragen, welche Aspekte der hadrianischen imago von welchen Statusgruppen auf welche Weise rezipiert werden konnten, ob neue Gruppen zusätzlich in den Diskurs aufgenommen wurden oder ob gegenüber traditionellen Gruppen jegliche Interaktion unterlaufen wurde. Das bedeutet: Welche Adressaten fühlten sich von der Augustus-imitatio hadrianischer Prägung besonders angesprochen und welche überhaupt nicht? Und darf geschlossen werden, dass Hadrian bemüht war, sich durch seine Reisen und durch den Rückzug aus Rom in seine Villa in Tivoli der Interaktion mit bestimmten Gruppen zu verschließen bzw. Raum für Interaktion mit anderen Zirkeln zu schaffen, z.B. in der möglichen Neukonstituierung eines kaiserlichen Hofs.
Mit diesem Versuchsaufbau lassen sich Ereignis-, Diskurs- und Strukturgeschichte zusammenbinden. Insofern versteht sich die Arbeit als ein Beitrag zu einer Kaisergeschichte, die die Konfiguration des Monarchen besser zu erfassen vermag als das vorherrschende biographische Modell.