Universität KonstanzExzellenzcluster: Kulturelle Grundlagen von Integration

Dynamik transnationalen Handelns (18. bis 20. Jahrhundert

Wissenschaftliche Nachwuchsgruppe

Projektleitung

Prof. Dr. Jürgen Osterhammel, Dr. Bernd Stefan Grewe

Abstract

Viele Arbeiten zur internationalen und globalen Geschichte, der World History, speziell der Post-Colonial Studies gehen zu Recht davon aus, dass die politische, wirtschaftliche und kulturelle Macht zwischen den Akteuren asymmetrisch verteilt war. Forschungen, die a priori von Hegemonie und Dominanz westlicher Akteure ausgehen, konstruieren historische Prozesse deshalb oft als eine Kausalkette, die ihre wesentlichen Impulse aus der Metropole erhielt und sich dann auf die betroffenen, meist außereuropäischen Gebiete auswirkte. Solche Vorstellungen gleichsam einer „historischen Einbahnstraße“ verstellen jedoch den Blick auf andere mögliche Ursachen und Zusammenhänge, die transnationale Interaktionen prägten.

Demgegenüber setzt die Nachwuchsgruppe zunächst bei den Akteuren und nicht bei Repräsentationen und Diskursen an. Systematisch untersucht sie Verbindungen über nationale Kontexte hinweg, in denen eine asymmetrische Machtverteilung zwar bestehen konnte, aber nicht von vorneherein als dominanter Faktor unterstellt wird. Der mikrohistorische Zugang öffnet den Blick für Handlungsmacht und Handlungsspielräume auch derjenigen Akteure, denen in den meisten Darstellungen sonst eher die Rolle von reagierenden Betroffenen oder Opfern zugesprochen wird.

Die Nachwuchsgruppe konzentriert sich auf die Verbindungen zwischen verschiedenen Akteuren in übergreifenden räumlichen Zusammenhängen. Transnationale Verbindungen konnten etwa durch die Entwicklung von Handelsbeziehungen oder die Erschließung neuer Verkehrswege neu geknüpft werden. Konflikthafte Ereignisse, sozialer oder kultureller Wandel konnten diese Beziehungen vorübergehend oder dauerhaft verändern, bis hin zum Lösen aus bestehenden – auch hegemonialen – Verbindungen. Insofern tragen die Forschungen der Nachwuchsgruppe, die die Dynamik dieser Verbindung untersuchen, dazu bei, das oft sehr statische Bild hegemonialer Strukturen zu korrigieren und die Kolonisierten als Subjekte und weniger als Objekte historischer Prozesse zu begreifen. Übergreifendes Ziel der Nachwuchsgruppe ist die gemeinsame Suche nach Modellen und Konzeptionen, wie sich die lokalen Handlungsmöglichkeiten der Akteure in diesen kolonialen und nachkolonialen Kontexten systematischer fassen lassen.