Universität KonstanzExzellenzcluster „Kulturelle Grundlagen von Integration“

Externe Schocks, internationale Organisationen und die Herausbildung politischer Normen

Eine vergleichende Analyse regionaler Integration in der EU, dem Mercosur und der ASEAN

Prof. Dr. Dirk Leuffen, Kerstin Schembera, Sophia Timmermann

ASEAN

Kerstin Schembera

Abstract

Das Dissertationsprojekt strebt eine vergleichende Untersuchung zur Herausbildung politischer Normen in Internationalen Organisationen an. Auf Basis qualitativer Fallstudien zur EU und der ASEAN soll vergleichend analysiert werden, wie und unter welchen Bedingungen externe Ereignisse (De-)Integrationsprozesse innerhalb von Regionalen Organisationen hervorrufen. Wann und wo lösen externe Schocks oder Krisen eine Nachfrage nach vertiefter regionaler Integration aus und unter welchen Bedingungen wird dieses Ziel erreicht?

Ein besonderer Schwerpunkt des Dissertationsprojekts liegt auf Beitrittsgesuchen und politischen Normen, deren Entwicklungs- und Institutionalisierungsprozess empirisch nachgezeichnet werden sollen. Zentral sind dabei Herkunft und Begründungsmuster für die Normen. Zudem soll herausgefunden werden, welche Akteure als norm entrepreneurs wirken, wie diese die Normen auf die „Agenda“ setzen und Koalitionen zu ihrer Durchsetzung schmieden.

Die Fokussierung auf externe Auslöser gibt damit nicht nur die Möglichkeit, gescheiterte Reformdebatten zu berücksichtigen und somit Verzerrungseffekte zu vermeiden, sondern auch eine weithin geäußerte aber bisher noch nicht systematisch getestete Hypothese über den Einfluss von Krisen auf regionale Integration zu überprüfen.

Mercosur

Sophia Timmermann

Abstract

Das Dissertationsprojekt beleuchtet aus unterschiedlichen Perspektiven den Zusammenhang zwischen Mitgliedschaft und der Identität einer Regionalen Organisation (RO) sowie deren Ausprägung in fundamentalen politischen Normen. Ziel ist es herauszuarbeiten, aus welchen materiellen und ideellen Gründen eine Regionale Organisation sich dafür entscheidet, weitere Mitglieder aufzunehmen und somit horizontale Integration anzustreben. Es sollen die Reflexionsprozesse offengelegt werden, die hinter einer solchen Entscheidung stehen und die mittels der Formulierung von Erweiterungsnormen wieder auf die Identität der RO verweisen. Ferner soll der Frage nach den Konsequenzen von Mitgliedschaft für die Identität der RO nachgegangen werden.

Die Annahme ist, dass der Erhalt eines Beitrittsgesuchs zu einem Überdenken der regionalen Identität und gegebenenfalls einer Anpassung der fundamentalen politischen Normen führt. Gleiches gilt für den Fall, in dem ein bereits etabliertes Mitgliedsland durch sein Verhalten den Normen- und Wertekodex der Regionalen Organisation in Frage stellt – auch hier sollten identitätsbezogene Reflexionsprozesse beobachtbar sein.

Die Untersuchung soll jedoch über das bloße Nachzeichnen der genannten Prozesse hinausgehen und stattdessen die zugrundeliegenden Mechanismen in den Blick nehmen. Dazu wird ein besonderes Augenmerk auf die Analyse von Agenda-Setting-Prozessen gerichtet. Es wird untersucht, welche Normthemen (norm issues) auf die Agenda einer RO gelangen und wie sich dieser Prozess gestaltet. Insbesondere wird hierbei die Rolle und Relevanz verschiedener Akteure und Akteursgruppen in den Blick genommen. Empirischer Gegenstand der Untersuchung ist der Gemeinsame Markt des Südens (Mercosur), der im Zusammenhang mit dem Erweiterungsprozess Venezuelas intensive Debatten über demokratische Normen und ihre Bedeutung für die politische Identität der RO führte.