Konversation und Geselligkeit
Praxis französischer Salonkultur im Spannungsfeld von Idealität und Realität
Abstract
Das Promotionsprojekt analysiert die Praxis französischer Salonkultur unter dem Aspekt von Konversation und Geselligkeit. Ausgehend von literarischen Texten wird deren ideelle Ausformung kritisch hinterfragt. Die Perspektive moralistischer Autoren (wie unter anderem La Rochefoucauld, La Bruyère, Marivaux, Stendhal oder auch Proust) und das besondere ästhetische Profil ihrer Texte bieten die Möglichkeit, den ideellen kommunikativen Umgang in seiner Rückbindung an das reale menschliche Verhalten zu untersuchen und den Prozess der Modellbildung historisch zu rekonstruieren.
Das Spannungsgefüge von Idealität und Realität, welches die Funktionsweise der Salonkultur kennzeichnet, in der Forschung bisher jedoch unberücksichtigt bleibt, kann an diesen Texten nachgezeichnet werden. Ist die kommunikative Praxis eng mit der sozialen verbunden und heißt dies, dass von der ästhetischen Form der Texte auf die soziale Performanz geschlossen werden kann, so verspricht dieser Ansatz eine neue Bewertung des Potentials des Salons in seiner Einwirkung auf die sich ebenfalls verändernde Kultur und Gesellschaft Frankreichs.
Um die Entwicklungs- und Wandlungsprozesse der Salon- und Konversationskultur nachzeichnen zu können, wird bewusst ein weiter zeitlicher Rahmen gewählt, vom 17. bis ins ausgehende 19. Jahrhundert. Ausblickend sollen die Erkenntnisse in ihrer Bedeutung und Anwendung für den europäischen Wirkungskontext der französischen Salonkultur anhand des deutschen Sprachraums überprüft werden.