Universität KonstanzExzellenzcluster „Kulturelle Grundlagen von Integration“

„Gedenke, dass du ein Deutscher bist!“

Deutsches Leben in Südafrika von 1914 bis in die 60er Jahre

Sarah Schwab

Titel der Zeitschrift „Der Deutsch-Afrikaner“

Abstract

Ein Bauer, der afrikanischen Boden pflügt, der Tafelberg, eine – „deutsche“ –  Eiche, in deren Stamm „Gedenke, dass du ein Deutscher bist“ eingeritzt ist, ein Adler, und eine Burg am Rhein – auf den ersten Blick erscheint diese Mischung äußerst eigenwillig. Als Titelbild einer Wochenzeitung für die deutsche Minderheit im Südafrika der Zwischenkriegszeit bildet diese Zusammenstellung aber wesentliche Elemente des Diskurses über Deutschtum innerhalb der Gruppe in diesem Zeitraum ab.

Nach und im Ersten Weltkrieg sah sich die deutsche Minderheit Südafrikas im englischen Dominion Südafrika umfangreichen Einschränkungen ausgesetzt. Dies führte zu einem allgemeinen Gefühl der Marginalisierung innerhalb der deutschen Minderheit. Diesem stellten konservative Eliten das Idealbild eines geeinigten, starken und insbesondere spezifisch südafrikanischen Deutschtums entgegen. Hierzu orientierten sie sich an konservativen Bildern von Deutschtum im Kaiserreich, wovon sie sich eine Einigung der vielfach gespaltenen Gruppe der Deutschen Südafrikas nach innen und außen erhofften.

In meiner Arbeit möchte ich neben den Elemente dieses Diskurses über das Idealbild eines südafrikanischen Deutschtums insbesondere untersuchen, ob und inwiefern die Alltagspraxis der deutschen Minderheit Südafrikas tatsächlich „ethnifiziert“ wurde. Welche Praktiken und materiellen Dinge – wie etwa Kleidung, Bücher oder bestimmte Formen von Häuslichkeit – spielten für die Identität der Gruppe eine Rolle, welche – wie etwa beispielsweise bestimmtes Essen oder der Besuch bestimmter Lokale – galten als spezifisch „deutsch“? Welche Verbindungen zum Diskurs über Deutschtum wurden von den Mitgliedern der deutschen Minderheit gezogen und welche Rolle spielte dieser im Alltag?

Auf Basis theoretischer Literatur zu Identifikations- und Gruppenbildungsprozessen soll so ein umfassendes Bild der hybriden und von vielfältigen, sich überlagernden Zugehörigkeitsgefühlen geprägten Gruppe der Deutschen und Deutschstämmigen in Südafrika entstehen.