Europas Grenzen durch Meer, Land und Luft
Eine kultursoziologische Untersuchung der Konstruktion des europäischen Selbstbildes, der Alterität und der Verschiebung von Gewalt an die Außengrenzen der EU
Abstract
Ziel dieses Forschungsprojekts ist es, einen Beitrag zum Verständnis der Selbstdefinition, des Selbstbildes und der Rolle Europas in der globalisierten Welt durch eine kultursoziologische Untersuchung des EU-Grenzregimes zu leisten.
Die Hauptforschungsfragen beziehen sich auf die symbolischen, kulturellen und technologischen Grenzen, die entlang und jenseits der geographischen EU-Außengrenzen entstehen. Der Fokus liegt dabei vor allem auf den materiellen Praktiken von Grenzüberwachung und -kontrolle. Welche technologische Ausrüstung wird eingesetzt und welche Definitionen von Grenze, von Europa und von den Menschen, die diese Grenzen überqueren, lassen sich daraus ablesen?
Die Studie hinterfragt auch die diskursiven Elemente, mit denen diese Praktiken erklärt und legitimiert werden sollen. Diskurse und Praktiken einer Vielzahl von Akteuren (vor allem Behörden der EU sowie ihrer Mitgliedstaaten) werden dabei als Teil einer prozessualen Aushandlung verstanden. Die Analyse soll auf folgende Fragen eingehen:
- Welche Grenzregime jenseits der sichtbaren Grenzübergänge werden gegenwärtig von der Europäischen Union konstruiert?
- Welche Zwischenräume entstehen dabei an der geographischen Peripherie Europas und was offenbaren diese über das Verständnis Europas von sich selbst und von seinen Nachbarländern?
- Welche Neukonfigurationen der Beziehung von Technik und ‚Natur‘ finden dabei statt, und welche Formen von Exklusion, Alteritätskonstruktion und ‚nacktem Leben‘ werden dadurch begünstigt?
- Was sagen diese Phänomene aus über Europa in der globalisierten Welt?
- Finden Prozesse der Verschiebung und der Unsichtbarmachung von Gewalt statt?
- Kann von einer Auslagerung von Zwangsmaßnahmen die Rede sein, bei der die von der Globalisierung hervorgebrachten Konflikte in Randzonen der EU gedrängt werden?
Diese kultursoziologische Untersuchung speist sich aus einer Vielzahl primärer und sekundärer Quellen und bedient sich qualitativer Forschungsmethoden, darunter Interviews, mikro-soziologische Beobachtungen, Diskursanalysen und hermeneutische Analysen der Technologie.