Universität KonstanzExzellenzcluster „Kulturelle Grundlagen von Integration“

Bella Germania

(Film- und Romanprojekt)

Daniel Speck

Abstract

Bella Germania erzählt eine deutsch-italienische Familiengeschichte über drei Generationen, von den 50er Jahren über die 70er Jahre bis heute. Eine bewegende Familiensaga, untrennbar verwoben mit der deutschen Nachkriegsgeschichte.

Zwei Frauen, zwei Länder, zwei Epochen, die auf schicksalhafte Weise miteinander verknüpft sind: Die deutsche Modedesignerin Julia und ihre italienische Großmutter Giulietta – eine Frau, die Julia nie gesehen hat, obwohl sie ihr auf den alten Fotos so ähnlich sieht wie eine Zwillingsschwester. Der Mann, der die beiden Frauen verbindet, ist Vincenzo, Julias Vater und Giuliettas Sohn. Seine bewegte Lebensgeschichte spannt den Erzählbogen über sechs Jahrzehnte.

„Wir riefen Arbeitskräfte, und es kamen Menschen“ (Max Frisch). Keine andere Gastarbeitergeneration hat Deutschland so geprägt wie die Italiener. Was in den 50er und 60er Jahren fremd war, ist heute fester Bestandteil des deutschen Alltags: Pizza und Lasagne als Lieblingsessen unserer Kinder, Espresso und Latte Macchiato in unseren Büros, Mailänder Mode auf unseren Straßen, Michael Schumacher im Ferrari, Trappatoni als Bayern-Trainer – wer hätte das damals für möglich gehalten, als die „Spaghettifresser“ aus den armen Regionen Italiens von der jungen BRD angeworben wurden? In vollen Zügen fuhren sie gen Norden, lebten in Lagern, schufteten trotz gesellschaftlicher Ausgrenzung für das deutsche Wirtschaftswunder, verliebten sich in Deutsche... und fanden eine neue Heimat. Ihr Italien ist dagegen für das ewige Sehnsuchtsland der Deutschen, das Arkadien, „wo die Zitronen blühen“, zwischen Toskana, Dolce Vita und Berlusconi. Die Geschichte der italienischen Einwanderung in Deutschland ist eine Erfolgsgeschichte der gelungenen Integration. Und doch hat sie die Familien, die sie durchlebt haben, große Opfer gekostet.

Vor dem Hintergrund dieser Zeit, in der Europa zusammen wuchs, spielt dieser historische Roman, der den jungen Lesern die Zeit ihrer Eltern und Großeltern näher bringt und die ältere Leser auf eine Zeitreise in ihre jungen Jahre führt. Er erzählt davon, wie tief verwoben unsere Generationen sind: Die Freiheit, der Wohlstand und die offenen Grenzen, die wir heute genießen, mussten unsere Eltern mühsam erkämpfen. Die Wunden in ihren Seelen sind das Erbe an ihre Kinder. Erst die dritte Generation kann sie heilen.

Im Dezember 2015 feiern wir den 60. Jahrestag des deutsch-italienischen Gastarbeiter-Anwerbe-Abkommens aus dem Jahr 1955. Bella Germania erzählt die Geschichte der Menschen aus beiden Ländern, die seitdem das Gesicht Europas verändert haben.