Die Römische Kurie, religiöse Minderheiten und die Steuerung der religiösen Pluralität im Spiegel der Übergangsriten
Globale Herausforderungen und lokale Antworten (1500-1800)
Abstract
Infolge der europäischen Konfessions-, Staats- und Nationsbildungsprozesse entwickelten sich die Übergangsriten zum Politikum, da verschiedene kirchliche, staatliche und lokale Autoritäten um ihre Kontrolle buhlten. Zudem kämpften sie um die Normsetzungskompetenz über diese Übergangsriten, wobei sie gleichzeitig Kompromisse und Konsenslösungen im Rahmen der religiösen Pluralität anstrebten.
Vor diesem Hintergrund erweist sich das frühneuzeitliche Europa als Laboratorium des religiösen Zusammenlebens, in dem auch über die Übergangsriten die Grundlagen für Toleranz und Frieden bzw. die konfessionellen und religiösen Grenzen nach innen (zwischen katholischen, protestantischen, jüdischen Territorien und Gemeinschaften) und nach außen (zur muslimischen Welt, zur Neuen Welt und zu den Missionen des Orients) ausgehandelt wurden.
Basierend vor allem auf den Quellen aus den vatikanischen Archiven geht es dabei um die theologischen Kontroversen und Polemiken, um die rechtlich-normativen Grundlagen der multireligiösen Koexistenz, um die sozialen Praktiken und alltäglichen Erfahrungen, die diese Übergangsriten in der Kommunikation sowohl innerhalb der christlichen Konfessionen als auch zwischen Christen, Juden und Muslimen in den Mittelpunkt stellten, sowie auf die Dynamiken des religiösen Zusammenlebens und auf die Gestaltung der Lebenswege des einzelnen Individuums entscheidenden Einfluss hatten.