Abstract
Die mittelalterlichen Städte am Bodensee und im Bistum Konstanz waren vom 13. bis 15. Jahrhundert Orte christlich-jüdischen Zusammenlebens. Trotz des langen Ansiedlungszeitraums gibt es nur noch wenige Spuren jüdischen Lebens. Grund hierfür ist neben der Vertreibung und Ermordung der Juden im 15. Jahrhundert auch die gezielte Zerstörung von Zeugnissen jüdischer Existenz. Schließlich wurden diese wenigen Überreste von der Forschung bisher auch kaum behandelt. Bis heute existieren bei Juden und Nichtjuden falsche Vorstellungen über die jüdische Präsenz in der Region. Darüber hinaus fehlt eine Einbettung in die allgemeine Geschichte des Bodensees.
Aus diesen Gründen ist für das Frühjahr 2017 – das „Jahr der Religionen“ des Konziljubiläums – gemeinsam mit dem Archäologischen Landesmuseum eine Ausstellung zum jüdischen Leben in der mittelalterlichen Stadt am Bodensee und im Bistum Konstanz geplant, die neben dem Zusammenleben von Christen und Juden in dieser Region auch die wiederkehrende Gewalt gegen Juden aufzeigen soll. Das Ausstellungsprojekt möchte für wissenschaftliche und öffentliche Aufmerksamkeit sorgen, neue Forschungsergebnisse generieren und das Thema für die Wissenschaft beleben. Darüber hinaus bietet sich an, im Rahmen des Konziljubiläums nicht nur auf das Christentum zu blicken, sondern auch über andere religiöse Gruppen in der Stadt zu sprechen. Auch heute ist das Zusammenleben von Religionen – sowohl in seiner friedlichen Umsetzung als auch sein Konfliktpotenzial – ein wichtiges Thema.