Abstract
Schulden waren in der vormodernen durch Münzknappheit geprägten Lebenswelt genauso allgegenwärtig wie in der modernen Welt der Banken und Kreditkarten. Viele lebten auf Pump, nicht nur die Kaufleute und Bankiers, sondern auch einfache Handwerker, ja zuweilen selbst an sich wenig kreditwürdige Knechte und Tagelöhner. Darauf hatte zu Beginn des 20. Jahrhunderts mit Nachdruck schon der Kölner Wirtschaftshistoriker Bruno Kuske hingewiesen. Kuskes Appell, sich intensiver mit dem vormodernen „Verbraucherkredit“ zu befassen, sind bis heute allerdings nur sehr wenige gefolgt.
Dass das Wirtschaften mit Schulden zu weiten Teilen ein prekäres Wirtschaften war, dafür steht die Vielzahl der Schuldner, die wegen Zahlungsverzug „gefrönt“, verbannt oder in den Schuldturm gesetzt wurden. Die kulturellen Praktiken mit bald integrativen, bald desintegrativen Tendenzen, die sich in Face-to-Face-Gesellschaften um die Kreditvergabe ausbildeten, sind auf jeden Fall vielfältiger als auf Anhieb zu vermuten.
Publikationen
Gabriela Signori: Schuldenwirtschaft. Konsumenten- und Hypothekarkredite im spätmittelalterlichen Basel. Konstanz: UVK 2015.
Gabriela Signori: Prekäre Ökonomien. Schulden in Spätmittelalter und Früher Neuzeit. Konstanz: UVK 2014.