Grenzerzählungen in transnationalen Räumen
Westukraine, 19./20. Jahrhundert
Dr. Alexander Kratochvil, Katharina Schwitin
In Zusammenarbeit mit Dr. des. Renata Makarska und Dr. Annette Werberger (beide Slavisches Seminar der Eberhard Karls Universität Tübingen)
Betreuung: Prof. Dr. Schamma Schahadat (Slavisches Seminar der Eberhard Karls Universität Tübingen)
Abstract
Es zeigt sich immer wieder, dass transnationale Räume im Vergleich zu nationalen ein größeres Potential für interne Grenzziehungen aufweisen. Diese internen Grenzen werden in Texten sichtbar gemacht oder verschwiegen, metaphorisiert, gebannt oder auch ausgemessen. Die Westukraine im ausgehenden 19. sowie am Anfang des 20. Jahrhunderts mit ihren vielen unsichtbaren und sichtbaren inneren (religiösen, ethnischen etc.) Grenzziehungen und ihrer historischen Einordnung kann in diesem Kontext für ein Grenzland par excellence gehalten werden, das historisch oft als Übergangszone zur „Barbarei“ oder zum „Osten“ beschrieben wurde und später zum Ideal eines grenzenlosen Kulturalismus avancierte.
Die untersuchten Erzählungen und Romane (das Textkorpus umfasst Texte in sechs Sprachen – Polnisch, Ukrainisch, Deutsch, Tschechisch, Slowakisch sowie Jiddisch) können tatsächlich nur begrenzt über Grenzziehungen nach außen, etwa zu anderen Nationen oder zum Fremden (die Kolonie, der exotische Ort, der Orient) Eigenes inkludieren. Das kolonisierte Fremde oder der Andere ist als Nachbar immer schon im Alltag da.