Universität KonstanzExzellenzcluster „Kulturelle Grundlagen von Integration“

Nomadismus als Reflexionsfigur in der Moderne

Sina Steglich

Abstract

Im Zentrum des Projektes steht der Nomadismus als Argument in Diskursen der Geistes- und Sozialwissenschaften. Ausgangspunkt ist dabei die Frage, inwiefern sich anhand des Rekurses auf die Figur des Nomaden zentrale Deutungsmuster von Formen menschlicher Gemeinschaft in der Moderne in wissenschaftlichen Debatten freilegen und problematisieren lassen. Eine leitende Hypothese ist, dass sich am Beispiel des Nomaden die sich wandelnde Konzeption europäischer und moderner Lebensformen durch die Distinktion von anderen, pathologisierten Existenzweisen im Innern und Äußern vom 19. Jahrhundert bis in die gegenwartsnahe Zeitgeschichte hinein verdichtet erörtern lässt. Das Erkenntnisinteresse richtet sich demnach nicht etwa aus phänomenologischer Perspektive auf Nomadismus, sondern vielmehr darauf, wer sich wann, in welchem Kontext und wozu auf diesen berief. Dergestalt soll herausgearbeitet werden, dass anhand der sich wandelnden Konnotation des Nomadismus, seiner disziplinabhängigen Codierung zunächst als Negativum, später als Verheißung, und der fortwährenden Auseinandersetzung damit zentrale Konfigurationen menschlicher Soziabilität sichtbar werden. Ziel des Projektes ist es damit, die Figur des Nomaden, die in postmodernen Theoriediskussionen eine besondere Konjunktur erlebte, historisch zu erden und dadurch einen Beitrag zur Wissensgeschichte menschlicher Gemeinschaftsformen und ihrer wissenschaftlichen Reflexion während der ,Hochmoderne‘ zu leisten.