Universität KonstanzExzellenzcluster „Kulturelle Grundlagen von Integration“

Bureaucratics. In Ämtern und Würden

Fotoausstellung

1. Mai–29. Juni 2014
BildungsTurm, Kulturzentrum am Münster, Wessenbergstr. 43, 78462 Konstanz

Öffnungszeiten: Di–Fr: 10–18 Uhr, Sa/So: 10–17 Uhr

Ausstellungskonzeption: Tina Keck

Fällt der Begriff „Bürokratie“, denkt man schnell an ein Zuviel an Verwaltung, an Aktenberge, hinter denen die Menschen verschwinden. Menschen mit Verwaltungsaufgaben stehen im Zentrum von Jan Bannings fotografischen „Büro-Studien“, die der Exzellenzcluster „Kulturelle Grundlagen von Integration“ der Universität Konstanz zusammen mit dem Amt für Schulen, Bildung und Wissenschaft der Stadt Konstanz zeigt. Manche der von ihm Porträtierten versinken regelrecht in Papiermeeren, andere füllen den Büroraum mit Leben. Manche scheinen vornehmlich zu repräsentieren, andere haben offensichtlich ihre Arbeit nur kurz unterbrochen, um dem Fotografen einen Moment lang ihre volle Aufmerksamkeit zu widmen.

Die Ausstellung „Bureaucratics. In Ämtern und Würden“ ist der öffentliche Auftakt zu einem Forschungsschwerpunkt im Kulturwissenschaftlichen Kolleg Konstanz über Bürokratie. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler werden sich dort unter anderem damit auseinandersetzen, wie Machtbeziehungen institutionalisiert werden.

Vortragsreihe

Welche Auswirkung hat das Wissensgefälle zwischen innen und außen, oben und unten sowie das Spiel zwischen Transparenz und Intransparenz? Wie werden Hierarchien und Gewaltverhältnisse modelliert, modifiziert, modernisiert? Das ausstellungsbegleitende Vortragsprogramm (s. Spalte rechts) stellt ausgewählte wissenschaftlichen Fragen zu Bürokratie und neue Erkenntnisse vor.

Schwerpunktthema des Kulturwissenschaftlichen Kollegs Konstanz

„Bürokratie“ ist aktuell ein Schwerpunktthema des Kulturwissenschaftlichen Kollegs Konstanz. Clusterangehörige und Fellows im Kolleg befassen sich damit aus Sicht unterschiedlicher Disziplinen: Soziologie, Geschichtswissenschaft, Politologie und Rechtswissenschaft, Anthropologie, Literaturwissenschaft u.a. Sie widmen sich auch den Menschen, von denen man sagt, dass sie eine „Herrschaft der Verwaltung“ in alltäglicher Büroarbeit ausüben: den Beamtinnen und Beamten.

Man mag Jan Bannings Fotografien als Porträts solcher Menschen ansehen. Wenn nicht auf den ersten, so fallen dem Betrachter doch spätestens auf den zweiten Blick allerdings auch Aktenberge ins Auge, Regale, Schreibtische, Monitore und viele Dinge mehr, deren aufdringliche Gegenwärtigkeit auf einigen Bildern die Amtsperson beinahe als eine Nebensache erscheinen lässt.

Auf anderen Bildern erstaunt die Abwesenheit solcher Sachen: Auch diese Menschen müssen doch angewiesen sein auf Büromaterialen, Geräte und andere Dinge, die ihnen als Werkzeuge dienen! Dienen sie aber? Wer einmal versucht hat, Papiere mit einem Gummiband zu bündeln, weiß um dessen Eigenwilligkeit. Mit anderen Dingen kann man Ähnliches erleben: Sie fügen sich nicht den Zwecken, für die man sie als Mittel bestimmt, sondern erweisen sich als eigenmächtige Teilhaber an Prozessen, die der Mensch kaum beherrscht.

Auf den dritten Blick kann man auf Bannings Fotografien Assemblagen erkennen: Ensembles von humanen und nicht-humanen Agenten, deren netzwerkartiger Verbund erst ermöglicht, was Bürokratie genannt wird. Was die Bilder schon zeigen, ist wissenschaftlich noch einzuholen. Auch daran wird im Kulturwissenschaftlichen Kolleg gearbeitet.

Fellows, die zum Schwerpunktthema arbeiten

Prof. Dr. Arthur Benz (Darmstadt)
Bürokratien und ihre institutionellen Inkonsistenzen
Oktober 2014–September 2015

Prof. Dr. Pascale Cancik (Osnabrück)
Beitrag zu einer Geschichte der neuen Bürokratiekritik
September 2014–August 2015

Prof. Dr. Julia Eckert (Bern)
Ordering Ambiguity / The Jurisgenis of Responsibility
Oktober 2014–September 2015

Mirko Göpfert (Mainz)
Polizeiarbeit in Afrika (u.a. die Gendarmerie in Niger), untersucht im Rahmen einer „Anthropologischen Kiminologie“
Oktober 2014–September 2015

Prof. Dr. Thomas Groß (Osnabrück)
Ist die EU-Verwaltung eine Bürokratie?
September 2014–August 2015

Prof. Dr. Hans Christian Röhl (Konstanz)
Die Auflösung der Bürokratie
Oktober 2014–September 2015

Dr. Christian Rosser (Zürich)
Mit Max Weber im Gepäck in die USA und zurück – zum deutsch-amerikanischen Transfer bürokratietheoretischer Ideen im 20. Jahrhundert
Oktober 2014–September 2015

Vortragsreihe

Kulturzentrum am Münster, Wessenbergstr. 43, 78462 Konstanz

Vernissage und Eröffnungsvortrag
Die Ordnung des Büros
Mitschnitt
Dr. Gloria Meynen (Friedrichshafen)
Mi, 30. April 2014, 19:00 Uhr

Führung durch die Ausstellung „Bureaucratics“
Jan Banning
Fr, 9. Mai 14, 18:00 Uhr

Gesellschaftsräume
Mitschnitt
Prof. Dr. Bernd Stiegler (Konstanz)
Mi, 14. Mai 2014, 19:00 Uhr

Herrschaften des Büros
Mitschnitt
Dr. Stefan Nellen (Bern)
Mi, 4. Juni 2014, 19:00 Uhr

Gott und Gold. Die religiösen Ursprünge der neuen Bürokratie
Mitschnitt
Dr. Christoph Bartmann (New York)
Mi, 18. Juni 2014, 19:00 Uhr

Der Eintritt zu den Vorträgen ist frei.

Medienecho

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Paragrafenreiter schauen dich an
Der Fotograf Jan Banning studiert Vertreter der Staatsmacht. Von Martin Ebner
D'Letzebuerger Land, 6. Juni 2014

Bürokraten aller Länder, zeiget euch!
Der niederländische Fotograf Jan Banning ist fünf Jahre lang um die Welt gereist, um Bürokraten in ihren Amtsstuben zu porträtieren. Dabei ist ihm ein seltener Blick hinter die Kulissen der Macht gelungen, der jetzt in der Ausstellung „Bureaucratics“ im Konstanzer Kulturzentrum zu sehen ist.
SWR Fernsehen, Landesschau aktuell, 20. Mai 2014, 21:45 Uhr

Bürokratie im Bild
Ausstellung. Von Kaspar Surber
Die Wochenzeitung (WOZ), Kultour, 8. Mai 2014

Biotope für Bürokraten
Jan Banning wirft im Konstanzer BildungsTURM einen Blick in Amtsstuben aus aller Welt. Von Florian Weiland
Südkurier, 8. Mai 2014