Universität KonstanzExzellenzcluster „Kulturelle Grundlagen von Integration“

Tag der offenen Tür am Kulturwissenschaftlichen Kolleg Konstanz

Plakat

„Und wenn Du noch so oft an ihre Türen klopfst, die Natur wird nie erschöpfend Auskunft geben.“
 

Der russische Realist Turgenew trifft 1852 in seinen Aufzeichnungen eines Jägers vielleicht den Kern der wissenschaftlichen Arbeit.

Am 18. Juni 2016 empfängt das Kulturwissenschaftliche Kolleg mit offenen Türen alle Neugierigen. Erstmals gewährt die in der Bischofsvilla arbeitende Forschergruppe Einblicke in die Natur des Forschens, interdisziplinäre Methoden und „Exzellenzinitiativen“.

Welche Schwerpunktthemen bearbeiten die Forschenden? Wo beginnt und endet das Feld der Kulturwissenschaften? Was sagt ein Jurist zu Abschiebeklauseln? Was eine Philosophin zu den Zschäpe-Gerichtsprozessen? Warum lautet die Diagnose, dass die Zeit aus den Fugen ist?

An diesem Tag darf auch ketzerisch gefragt werden, was die Forschenden selbst von der Praktikabilität und Relevanz ihrer Thesen und Denkweisen halten. Unter dem Motto „Realitätscheck: Wissenschaft“ lädt das Kulturwissenschaftliche Kolleg herzlich dazu ein, mit Fellows aus aller Welt, DoktorandInnen des Clusters, dem aktuellen Artist in Residence sowie Alumnae und Alumni in Dialog zu treten.

Am Tag der offenen Tür zeigen sich die Kulturwissenschaften in dem denkmalgeschützten Gebäude am Seerhein von ihrer unterhaltsamen und extravaganten Seite.

Eindrücke vom Tag der offenen Tür

Bericht, Fotogalerie und Videos

Programm

14:00 Uhr

Türöffner
Foyer der Bischofsvilla

Fred Girod (Sekretär des Kollegs) und Carolin Schulz (Wissenschaftliche Koordinatorin) begrüßen die BesucherInnen und präsentieren das Programm.

 

 

eine Reihe von Superhelden

14:30 Uhr

Vernissage „Superhelden“
1. Stock, Bischofsvilla

In der Reklame wird zunehmend auf die Ikonographie der Welt der Superhelden zurückgegriffen. Was kann diesem, sich oft selbst zitierenden Universum inhaltlich und gestalterisch hinzugefügt werden? Studierende des Studiengangs Kommunikationsdesign an der HTWG wagten unter der Leitung von Thilo Rothacker (Professor für Illustration) individuelle Interpretationen. Es entstanden heldenhafte Charaktere, die mehr können als gut aussehen. Zur Ausstellungseröffnung „Superhelden“ zeigt Thilo Rothacker, selbst Illustrator und Comic-Künstler, Grundprinzipien der Gestaltung von Superhelden.

Gruppe vor der Bischofsvilla

14:30 | 15:30 | 16:30 | 17:30 Uhr

Führungen mit Historiker und Stadtführer Daniel Gross
Startpunkt: Foyer der Bischofsvilla

Als die Brüder Ludwig und Gabriel Herosé im Jahre 1812 das Schneckengut samt Kattunfabrik ersteigerten, waren sie gerade einmal 27 und 30 Jahre alt. Nachdem deren Vorgängern J.G. Schlumberger und S. Lauber kein unternehmerisches Glück beschieden war, florierte die kleine Stoffdruckerei ab diesem Zeitpunkt durch die innovativen Ideen von Gabriel Herosé: Aus dem einstigen kleinen Landsitz „Schneckenburg“ wurde eines der größten Textilunternehmen Süddeutschlands.

Wie aus dem stadtpatrizischen Landsitz eine Textilfabrik wurde, an die heute nur noch das Gebäude des Kulturwissenschaftlichen Kollegs und der Name des benachbarten Parks erinnert oder warum das Haus auch „Bischofsvilla“ genannt wird, erzählt Daniel Gross bei Rundgängen durch das Haus. Gross studierte an der Konstanzer Universität Geschichte, Kunst- und Medienwissenschaften sowie Literatur des Mittelalters und führt seit 24 Jahren Gäste und Einheimische durch Konstanz.

historische Zeichnung der Akropolis
Zeichnung der Akropolis von den Propyläen aus (1821). Bild: Arachne/Uni Köln. Einige Rechte vorbehalten

15:00 Uhr

Die Akropolis von Athen – antikes Bauen, modernes Restaurieren
Erdgeschoss, Bischofsvilla

Kurzvortrag Wolfgang Schuller (Alte Geschichte, Konstanz)

Die Akropolis beherrscht bis heute das Stadtbild Athens und ist das Symbol für Griechenland. Über sie und ihre weit fortgeschrittene Restaurierung berichtet mit Bildern Wolfgang Schuller.

Thomas Hettche
Foto: Thomas Andenmatten

15:30 | 17:30 Uhr

Kurzlesungen von Thomas Hettche aus „Pfaueninsel“
1. Stock, Bischofsvilla

Der Schriftsteller Thomas Hettche ist derzeit Artist in Residence am Kulturwissenschaftlichen Kolleg. Der Erfolgsautor, der neben seiner schriftstellerischen Arbeit in der FAZ und NZZ publiziert, studierte Germanistik, Philosophie und Filmwissenschaften an der Goethe-Universität Frankfurt und lebt in Berlin. 1989 debütierte er mit dem Roman „Ludwig muß sterben“. Sein 1997 erschienener medienhistorischer Essay „Animationen“ über Venedig wurde als Promotion angenommen. Nach mehreren Publikationen bei Suhrkamp erschien 2006 bei Kiepenheuer & Witsch „Woraus wir gemacht sind“, welches auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises stand. Auf „Totenberg“ (2012) folgte „Pfaueninsel“.

Darin erzählt Hettche von dem kleinwüchsigen Schlossfräulein Maria Dorothea Strakon, das von 1810 bis 1880 auf der Pfaueninsel in der Havel vor den Toren Berlins lebte. Hettche tariere dabei „viele Sphären von der Liebesleidenschaft bis zu Forstwirtschaft, Sex und königlicher Hofetikette“ aus, mische „Wissen und Erkenntnis mit Anteilnahme und Leidenschaft“, rezensierte etwa die ZEIT.

Musikalische Begleitung

Zwischen 16 und 18 Uhr beglückt das Ginkel-Basilico-Duo mit funky Jazz. An der Gitarre spielt Rick-Henry Ginkel und am Kontrabass Gabriele Basilico.

Ab 20:30 Uhr erfreuen die Pipetboys im Trio mit Kontrabass, Gitarre, Gesang, Saxophon.

16:00 | 17:00 Uhr

Denken als Beruf. Ein Gespräch
Erdgeschoss, Bischofsvilla

Welche Frage treibt Sie um? What is your favorite deep, elegant, or beautiful explanation? Utopie oder Dystopie? What have you changed your mind about? Welche wissenschaftliche Idee bedarf einer grundlegenden Überarbeitung? What do you believe is true even though you cannot prove it? Wie ordnen Sie Ihre Gedanken? Was ist Ihre steilste These?

Moderation: Judith Zwick (Raum³)

mittelalterliche Darstellung des kreuztragenden Jesus mit einer ebenfalls kreuztragenden Frau: der minnenden Seel
Christus und die Minnende Seele. von Heinrich Seuse, Schriften (um 1490). Einsiedeln, Stiftsbibliothek, Codex 710(322). Einige Rechte vorbehalten

16:30 Uhr

Christus und die Minnende Seele
1. Stock, Bischofsvilla

Kurzvortrag Amber Griffioen (Philosophie, Universität Konstanz)

Im späten Mittelalter war ein devotionales Gedichts- und Bildprogramm namens Christus und die minnende Seele weit verbreitet. Auch in Konstanz wurde im 15. Jahrhundert die Herstellung einiger Exemplare dieser „Brautmystik“ (teilweise von reichen Konstanzer Frauen) beauftragt, die schließlich in den Frauenklöstern von St. Peter, Zoffingen und Inzigkofen landeten.

Die im Volksmund geschriebenen Texte stellen eine für uns überraschend brutale Beziehung zwischen Christus und seiner „Braut“ (der minnenden Seele) dar. Manche Kommentatoren postulierten eine Autorin „ohne Tiefe, ohne kontemplatives Talent“.

Amber Griffioen zeigt anhand von Bildern und Szenen aus den Konstanzer Exemplaren, wie diesen Texten ein theologisch-philosophisches Programm hoher Komplexität unterliegt – ein Programm, das eine lange intellektuelle Geschichte hat und keineswegs „ohne Tiefe“ ist.

Filmplakat

18:15 Uhr

Filmvorführung „No Land‘s song“
1. Stock, Bischofsvilla

Seit der Islamischen Revolution von 1979 ist es Frauen im Iran verboten, öffentlich Solo zu singen – zumindest vor einem männlichen Publikum. Der Dokumentationsfilm „No Land‘s Song“ zeigt, wie sich eine Musikerin der Zensur widersetzt und es mit den Sittenwächtern aufnimmt.

Im Anschluss an die Vorführung stehen der Regisseur des Films und Alumni des Kulturwissenschaftlichen Kollegs Ayat Najafi sowie die Produzentin Teresa Renn (Torero Film) für Fragen zur Verfügung.

Logo Science Slam

20:30 Uhr

Science Slam „Realitätscheck: Wissenschaft“
1. Stock, Bischofsvilla

Moderation: Nike Dreyer
SlammerInnen: Louise Haitz, Viktor Konitzer, Klara Schubenz, Sarah Schwab, Benedikt Sepp

Alle fragen immer nach Relevanz, wer aber fragt noch nach Freude? Nike Dreyer checkt in ihrer Rolle als Abgesandte der Deutschen Schwärmerei Gesellschaft (DSG) das Potential zeitgenössischer Wissenschaft als Lustbarkeit.

Wie sieht es aus in der Realität? Werden Steuergelder an Wissenschaftler vergeben, die Freude an ihrem Thema haben und es unterhaltsam mitteilen können? Oder döst das Publikum ob des Relevanz-Dogmas? Dies wird sie in Form des Science Slams und unter Mithilfe der BesucherInnen evaluieren. Es gilt: mehr Geld für Schwärmerei, weg mit dem Schnarch.

Sa, 18. Juni 2016

ab 14 Uhr

Bischofsvilla am Seerhein
Otto-Adam-Str. 5
Konstanz

Anfahrt

Kontakt

Carolin Schulz
Tel. 07531 36304-16
carolin.schulz[at]uni-konstanz.de

Download

  • FlyerProgramm zum Download (pdf)

Auf der anderen Rheinseite

„Digitalisierung – Die virtuelle Welt zum Anfassen“ heißt es von 11 bis 16 Uhr an der HTWG Konstanz auf der Rheinseite gegenüber. In Führungen, Vorträgen, Ausstellungen und vielen Mitmachaktionen können Sie hören, sehen und erleben, wie die Fakultäten der HTWG das Thema Digitalisierung bearbeiten.

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