Universität KonstanzExzellenzcluster „Kulturelle Grundlagen von Integration“

Tote und Verwundete auf den Schlachtfeldern des Mittelalters

Stefanie Rüther

Ungezählte Leichen, nackte Könige und streunende Hunde: Stefanie Rüther zeigt, was der Umgang mit den Kriegstoten über die Gesellschaft des Mittelalters aussagt. Ein Audio-Mitschnitt

Stefanie Rüther: Gewalt nach der Gewalt. Tote und Verwundete auf den Schlachtfeldern des Mittelalters. Vortrag im Rahmen des Konstanzer Kulturwissenschaftlichen Kolloquiums und der Reihe „Konstanzer Beiträge zur Gewaltforschung“ am 17. Dezember 2014. 46:16 min

Tote auf dem Schlachtfeld. Detail des Teppichs von Bayeux
Am unteren Bildrand: Tote in der Schlacht von Hastings, Oktober 1066 (Detail des Teppichs von Bayeux, Ende 11. Jh.)

Im Februar 2013 wird bei Ausgrabungen unter einem Parkplatz im englischen Leicester der Leichnam von Richard III. gefunden: eine Sensation. Galten doch seine sterblichen Überreste lange als verschollen. Was sagt die beiläufige Art seiner Bestattung über den Umgang mit den Kriegstoten des Mittelalters aus? War doch der Umgang mit den Toten ein zentrales gesellschaftliches Ritual der Zeit – nicht aber im Krieg.

  • Welche Normen blieben intakt, welche Alternativen wurden ergriffen in dieser außergewöhnlichen Situation?
  • Was passierte mit den teils tausenden unbestatteten Toten auf den Schlachtfeldern in einer Zeit, in der die Nichtversorgung der Leichname gegen die christliche Glaubensordnung verstieß?
  • Welche hygienischen und sozialen Gefahren gingen von umherstreunenden Hunden und anderen Tieren aus?
  • Welche Bedeutung hatte die Darstellung der nackten Leichname von hochrangigen Feinden?

In ihrem Vortrag über die „Gewalt nach der Gewalt“ schilderte Stefanie Rüther plastisch den Umgang der mittelalterlichen Zeitgenossen mit Toten und Verwundeten.

Dr. Stefanie Rüther ist Referentin für Wissensforschung bei der Zentralen Kustodie der Universität Göttingen. Zwischen 2008 und 2012 war sie Nachwuchsgruppenleiterin der Graduiertenschule des Exzellenzcluster „Religion und Politik” an der WWU Münster. Sie forscht über die Wissensgeschichte der Sicherheit (14.–17. Jahrhundert).