Universität KonstanzExzellenzcluster „Kulturelle Grundlagen von Integration“

Begleitprogramm

Die Auftaktveranstaltung des Exzellenzclusters wird von einem kulturellen Rahmenprogramm begleitet. Das Kulturprogramm stellt den wissenschaftlichen Analysen bewusst künstlerische bzw. filmische Betrachtungsweisen zur Seite.
Daraus resultiert wiederum eine Herausforderung für die Theoriebildung: Wie lässt sich der unfassbaren Gewalt und dem besonderen Erleben des Einzelnen überhaupt gerecht werden?

Szenische Lesung

Donnerstag 29. November 2007, 21.30 Uhr
’s ist Krieg! – Das Leiden anderer betrachten
Festsaal des Inselhotels, Auf der Insel 1, Konstanz

Konzept und Regie: Ulf Frötzschner

Mittwochsfilm

in Kooperation mit dem Scala Kinozentrum Konstanz, Marktstätte

Mittwoch, den 14., 21. und 28. November 2007 jeweils um 19.00 Uhr
Einführung, Film und anschließende Diskussion
Kartenreservierung unter Tel. 07531-9034-0

Mittwoch, 14. November 2007, 19.00 Uhr
Shooting Dogs
GB/D 2005, 114 min
Regie: Michael Caton-Jones
Buch: David Wolstencroft
Darsteller: John Hurt, Hugh Dancy, Dominique Horwitz, Claire-Hope Ashitey u.a.

Inhalt: Der Genozid in Ruanda im Jahr 1994 gilt als der größte Völkermord nach dem Zweiten Weltkrieg. Rund eine Million Menschen kamen zwischen April und Juni ums Leben. Die westliche Welt verschloss die Augen und reagierte viel zu spät mit einem UN-Mandat. Caton-Jones Film zeigt sowohl die sich entwickelnde Tragödie als auch das Versagen der UN. Die Figuren der Geschichte sind fiktiv, doch der politische Hintergrund und die Fakten real. „Shooting Dogs“ beginnt fast schon als Feel-Good-Movie: der überambitionierte Lehrer Joe will mit seinem Engagement am liebsten einen ganzen Kontinent verändern – unwissend, dass dies in der Realität nicht möglich ist. Dieses Idyll wandelt sich in einen Albtraum, in dem der junge Mann langsam begreift, um was es überhaupt geht.

Mittwoch, 21. November 2007, 19.00 Uhr
Esmas Geheimnis
Bosnien-Herzegovina/A/D/Kroatien 2006, 90 min
Regie und Buch: Jasmila Zbanic
Darsteller: Mirjana Karanovic, Luna Mijovic u.a.
Preise: Filmfestspiele Berlin 2006: Goldener Bär Bester Film, Preis der ökumenischen Jury, Friedensfilmpreis

Inhalt: Grbavica bezeichnet ein Stadtviertel in Sarajevo, das während des Kriegs zu einem Gefangenenlager umgewandelt wurde, in dem die Zivilbevölkerung gefoltert und vergewaltigt wurde. Darüber hinaus ist es ein Begriff für eine Frau mit einem Buckel, eine Beschreibung, die im übertragenen Sinne auch auf die Hauptfigur dieses Films zutrifft. Esma (Mirjana Karanovic) ist allein erziehende Mutter der zwölfjährigen Sara (Luna Mijovic). Sie muss hart arbeiten, um ihrer Tochter ein ansatzweise normales Leben zu bieten. Ein bevorstehender Schulausflug wirft die Frage nach dem abwesenden Vater auf, dessen Herkunft Esma ihrer Tochter bislang verschwiegen hat. Ist er wirklich als Soldat und Märtyrer an der Front gestorben, wie die Mutter behauptet? In Sara wächst der Verdacht, dass die Mutter sie belügt.

Um die Hintergründe des Films zu veranschaulichen, führt die Traumaforscherin Nerina Muzurović aus Chicago kurz in die Geschichte des Bosnien-Krieges ein. Im Anschluss an „Esmas Geheimnis“ sind alle Zuschauer eingeladen mit ihr, unter der Moderation von Gaby Babić, die am Konstanzer Exzellenzcluster „Kulturelle Grundlagen von Integration“ über die visuelle Veralltäglichung des kulturellen Traumas in Serbien forscht, über den Film zu diskutieren.

Mittwoch, 28. November 2007, 19.00 Uhr
Promises
USA 2001, Dokumentation, 106 min
Regie: Justine Shapiro, B.Z. Goldberg, Carlos Bolado
Preise: Oscar-Nominierung 2002 als bester Dokumentarfilm
Filmfestival Locarno 2001: Preis der ökumenischen Jury

Inhalt: Für seinen Dokumentarfilm „Promises“ begleitete der amerikanisch-israelische Regisseur B. Z. Goldberg über mehrere Jahre das Leben von sieben Kindern, Palästinensern und Israelis, die alle in und um Jerusalem zu Hause sind. Das facettenreiche Porträt vermittelt eine Ahnung davon, wie komplex sich der Nahostkonflikt auch jenseits der News verhält  und schafft es dennoch, so etwas wie Lachen zum Trotz zu erzeugen. Goldberg lässt die Kinder ihre jeweiligen Lebenswelten präsentieren. Er kontrastiert ihre Aussagen miteinander und zeigt so die Grenzen auf, die zwischen den Kindern verlaufen: reelle, aber auch ideologische Grenzen, die zwischen weltlichen und religiös-fundamentalistischen Weltanschauungen verlaufen. Gleichzeitig wird ein Friedensprozess im Kleinen gezeigt, dessen Hilflosigkeit angesichts der aktuellen Entwicklungen im Nahen Osten umso deutlicher wird: Goldberg hat die Dreharbeiten noch vor dem Ausbrechen der zweiten Intifada, in einer Zeit relativer Ruhe, fertiggestellt. Der Film könnte heute sicher nicht mehr in dieser Form gemacht werden.

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