Universität KonstanzExzellenzcluster: Kulturelle Grundlagen von Integration

Stil und Schöpfung

Zur Genesis der Moderne bei Baudelaire und Flaubert

Cordula Reichart

Abstract

Mein Dissertationsprojekt mit dem Titel: „Stil und Schöpfung. Zur Genesis der Moderne bei Baudelaire und Flaubert“ widmet sich mit Charles Baudelaire und Gustave Flaubert zwei kanonischen Autoren der französischen Moderne, die – so ein Konsens der Forschung – seit Jahrzehnten auch als deren Gründer ausgewiesen werden.

Dabei stellt sich zunächst die Frage, was genau unter der Moderne des 19. Jahrhunderts eigentlich zu verstehen ist. Das Ziel der Arbeit ist es daher, die Selbstbeschreibung der Moderne anhand des Stilbegriffs nachzuzeichnen und so, aus der Perspektive der literarhistorischen Diskursforschung, einen Beitrag zur Theoriebildung der Moderne zu leisten. Die Gegenüberstellung der œuvres von Baudelaire und von Flaubert erhellt die diskursive Entwicklung der französischen Moderne in ihren entscheidenden Stadien. An den Autoren lässt sich beispielhaft nachweisen, dass die Datierung der Moderne mit dem Bedürfnis einer umfassenden Erneuerung des traditionellen Stilbegriffs zusammenfällt. Mit dem im 19. Jahrhundert geistesgeschichtlich und epistemologisch erneut virulent werdenden Stilbegriff ist – so die Rahmenthese der Arbeit – ein Zugang zur Moderne gefunden, von dem aus sich die konsensuell angenommene „Modernität“ der beiden Autoren (am Beispiel von Religion und Antike) in wissensgeschichtlicher, diskurstheoretischer und kulturwissenschaftlich-anthropologischer Hinsicht systematisch neu und textgenau bestimmen lässt.