Die Entstehung des Terrorismus in Europa und den USA im 19. Jahrhundert
Abstract
Carola Dietze untersucht in ihrem Projekt, wie die Entwicklung von Massenmedien und Massenöffentlichkeit im 19. Jahrhundert in Europa und den USA die Geburt der „Propaganda der Tat“ beeinflusste, und das heißt: die Entstehung des Terrorismus in seiner modernen Gestalt. Darüber hinaus vergleicht sie, wie die Gesellschaften des 19. Jahrhunderts mit dem Phänomen des Terrorismus umgingen und welche politischen Konsequenzen diese verschiedenen Umgangsweisen hatten.
Die Auswahl ihrer Fallstudien umfasst u.a. das Attentat auf den deutschen Kaiser Wilhelm I. 1878 und die Ermordung Zar Alexanders II., des amerikanischen Präsidenten James Garfield, des französischen Präsidenten Sadi Carnot, der österreichischen Kaiserin Elisabeth von Österreich-Ungarn und des US-Präsidenten Arthur McKinley.
Terroristische Gewalttaten sind sinnlos, wenn sie nicht ein breites Publikum erreichen. Die Vermittlung der Nachricht von der Gewalttat an das Publikum erfolgt vor allem durch die Medien. Deshalb sind terroristische Akte per definitionem Medienereignisse, ein Begriff, der eine konstruktivistische Herangehensweise impliziert. Die konkreten, unmittelbaren Folgen der Attentate sind in der Regel bekannt. Carola Dietze analysiert die politischen Auseinandersetzungen, die zu diesen Folgen führten, die unterschiedlichen Repräsentationen der Angriffe im In- und Ausland sowie die internationalen Folgen der Ereignisse.
Indem dieses Projekt politische Attentate als transnationale Medienereignisse untersucht, erforscht es die symbiotische Beziehung zwischen Terrorismus und Massenmedien in der Entstehungsperiode des Terrorismus, dem letzten Drittel des 19. Jahrhundert. Das übergreifende Ziel des Projektes ist es, das Phänomen des Terrorismus zu historisieren, um die Diskurse über Terrorismus im 21. Jahrhundert mit den Diskussionen aus dem 19. Jahrhundert zu kontrastieren.