Umbruch der Wissensordnung im Kalten Krieg
Visuelle Repräsentationen der USA in der sowjetischen Presse zwischen Systemkonfrontation und „friedlicher Koexistenz“ (1953-64)
Abstract
Was geschieht, wenn aufgrund gewandelter politisch-gesellschaftlicher Rahmenbedingungen zentrale Elemente der Wissensordnung grundlegend restrukturiert werden? Das Projekt geht dieser Frage anhand von visuellen Repräsentationen der USA in der sowjetischen Presse und anhand von Zeugnissen der sowjetischen Elitenkommunikation nach. Es untersucht, wie in der Sowjetunion während der „Tauwetter“-Periode (1953-1964) das fast vollständige Nicht-Wissen über die gegnerische Supermacht in begrenztes Wissen überführt wurde, welche Voraussetzungen die Intensivierung und Differenzierung der USA-Berichterstattung möglich machten und welche Konsequenzen dieser Prozess für die Wissensordnung in der UdSSR hatte. In diesem Kontext wird aufgezeigt, mit welchen Strategien des Krisenmanagements die politischen Eliten der UdSSR auf das Desintegrationspotenzial reagierten, das der Zuwachs von Wissen über die USA aus ihrer Sicht für die sowjetische Gesellschaft darstellte. Das Projekt schreibt sich in die aktuelle kulturgeschichtliche Forschung zur blockübergreifenden Kommunikation im Kalten Krieg ein und leistet einen innovativen Beitrag zur bisher stark institutionsgeschichtlich orientierten Geschichte massenmedialer Kommunikation im Kalten Krieg.