Universität KonstanzExzellenzcluster: Kulturelle Grundlagen von Integration

Erzählstrategien der Gegenreformation

Prof. Dr. Ulrike Sprenger

Abstract

Die von der Reformation insbesondere in den katholisch geprägten romanischen Ländern Europas, näherhin im Einflussgebiet Spaniens ausgelöste Gegenreformation kann als immense frühneuzeitliche Re-Integrationsanstrengung gesehen werden, an welcher sich exemplarisch ablesen lässt, dass jede planvolle Integration die Potentiale ihrer Desintegration bereits in sich trägt: Die konzertierte intellektuelle Anstrengung auf theologischem Gebiet wird begleitet von einem intensiven Bemühen zu ihrer kommunikativen wie medialen Umsetzung, die eine Verbreitung und Stabilisierung gegenreformatorischer Doktrinen und Institutionen gewährleisten soll. Im Fokus liegt dabei eine strategische Herstellung raumzeitlicher Kontinuität: Das Territorium der Rechtgläubigkeit muss abgesteckt und auf eine eindeutige gemeinsame Vergangenheit wie Zukunft festgeschrieben werden. Zentrales frühneuzeitliches Medium hierfür ist der (gedruckte) Text als Instrument der kulturellen Bestandsaufnahme. Er inventarisiert und verzeichnet gleichermaßen Körper und Kulturen der Integrationsräume. Damit werden zum einen Differenzen erfassbar und disziplinierbar; zum anderen jedoch macht die im Zeichen des Universalen, der España una y católica, durchgeführte Bestandsaufnahme die Differenzen erst erfahrbar und formuliert sie als gewusste, inschachzunehmende Pluralisierung.