Universität KonstanzExzellenzcluster „Kulturelle Grundlagen von Integration“

Ähnlichkeit als Provokation der Kulturgeschichte

Prof. Dr. Dorothee Kimmich

Abstract

Eine theoretische Annäherung an das soziale und philosophische Konzept von „Ähnlichkeit“ soll im Kontext transnationaler und post-postkolonialer Konstellationen vorgenommen werden. Dabei geht es um kulturelle Praktiken, die herkömmliche Operationen in „contrast sets“ herausfordern und ersetzen können. Es soll die historische Genese untersucht, also die entscheidenden Theorien des 20. Jahrhunderts identifiziert und diskutiert werden: Dazu gehören vor allem Texte von Siegfried Kracauer, Fritz Mauthner, Georg Simmel, Ludwig Wittgenstein, Bruno Latour, Michel Foucault und Michel Serres ebenso wie George Lakoff und Lotfi Zadeh.

Ein spezifisches Medium der für alle Formen von Ähnlichkeitsdenken charakteristischen Diffusitäts- und Unsicherheitstoleranz ist seit jeher der literarische Diskurs. Einschlägige Beispiele werden in diachroner Folge vom Realismus bis zur Gegenwart daraufhin untersucht werden. Schließlich wird als Kontrastdiskurs zum Ähnlichkeitsdenken derjenige des Rassismus bzw. der des „racial knowledge“ untersucht. Der moderne Diskurs des Rassismus entsteht zeitgleich mit dem dualistischen Diskurs des Strukturalismus und dem des modernen Ähnlichkeitsdenkens in den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts. Er schließt alle Formen von Ähnlichkeit grundsätzlich aus. Zu untersuchen ist, inwiefern aktuelle Konzepte der kulturellen Identität bzw. der so genannten „Alterität“ formal rassistische Argumente übernehmen und daher auch Ähnlichkeitskonzepte aus ideologischen Gründen ausschließen.

Publikation

Cover

Ins Ungefähre. Ähnlichkeit und Moderne. Konstanz: Konstanz University Press 2017.