Universität KonstanzExzellenzcluster „Kulturelle Grundlagen von Integration“

Entwicklungsplattform Mensch

Praxeologie, Medien, empirische Sozialforschung, Techniksoziologie, Virtual Reality

Benjamin Schäfer

Abstract

Das Promotionsprojekt untersucht im Zuge der aktuellen Virtual-Reality-Renaissance die Praktiken von Hard- und Software-Entwicklern bei der Herstellung von virtuellen Realitäten. Dabei stützt sich das Projekt auf Ansätzen und Annahmen aus den Disziplinen der Medienwissenschaft, der Soziologie und den Kulturwissenschaften und fragt nach

  1. den Praktiken, Analogien, Vereinfachungen und technischen „Kniffen“ der Entwickler von Virtual Reality- Hardware und -Software, um Realität im virtuellen Raum kohärent zu erzeugen bzw. abzubilden,
  2. den Vorstellungen und Aspekten von Realität und Körperlichkeit (Embodiment), die über die Entwicklungspraktiken in die Virtual Reality-Hard- und Software transportiert werden,
  3. den sozialen und kulturellen Hintergründen der Entwickler und wie diese die Vorstellung von Realität sowie die Herstellungspraktiken beeinflussen.

Mit dem Konzept der Weltenstimmigkeit beschreibt das Projekt die Kohärenz der Abbildung von physikalischer Realität in die virtuelle Realität. Der Grad der Weltenstimmigkeit wird von verschiedenen Faktoren bestimmt. Dabei liegt das Hauptaugenmerk auf Erwartbarkeiten in den Bereichen Embodiment und Materialität: Verhalten sich Körper wie erwartet? Wie reagiert die virtuelle Umwelt auf Handlungen? Darüber hinaus stellen Brüche und ihre Auswirkung auf das individuelle Erleben von Weltenstimmigkeit eine Herausforderung für Entwickler dar. Was passiert, wenn ein Erwachsener in den Körper eines virtuellen Kindes schlüpft? Wie stark muss die Verankerung der virtuellen Realität in der physikalischen Realität sein bzw. muss eine solche Verankerung überhaupt existieren, um weiterhin Weltenstimmigkeit erhalten zu können?

Das Ziel des Projekts liegt darin, die Herstellungspraktiken von virtuellen Realitäten zu analysieren. Die über Beobachtungen, Interviews und der Analyse freizugänglicher Materialien gewonnenen Erkenntnisse sollen Aufschluss darüber geben, wie Realität als Effekt einer Übersetzung in einen virtuellen Raum gedacht und konzeptualisiert wird und welchen Einflüssen diese Übersetzung unterliegt.