Universität KonstanzExzellenzcluster „Kulturelle Grundlagen von Integration“

Konversion und Radikalisierung

Monika Wohlrab-Sahr
Foto: MPI-MMG, Göttingen

Prof. Dr. Monika Wohlrab-Sahr (Leipzig) untersucht, welche Funktion die Konversion zum Islam in den Biografien der Konvertiten spielte. Dabei gibt sie auch Einblicke in Struktur und Dynamik religiöser Konversion.

Der Vortrag fand im Rahmen des Doktorandenkollegs „Europa in der globalisierten Welt“ und in der Reihe „Konstanzer Forschungen zur Religion“ statt.

Monika Wohlrab-Sahr: Konversion und Radikalisierung. Eine aktualisierende Relektüre, 11. Februar 2016, 41:52 min.

Gibt es einen sinnlogischen Zusammenhang zwischen Konversion und Radikalisierung?
Unter welchen Konstellationen führen Konversionen zur Radikalisierung der Konvertiten?

Die Soziologin identifiziert dabei drei funktional verschiedene Typen bzw. Gründe der Konversion:

  1. die Erfahrung persönlicher Verunsicherung aufgrund der Auflösung überkommener Geschlechterordnungen,
  2. Versuche sozialer Mobilität (Scheitern von Karrieren und Verlust von Anerkennung) und
  3. symbolische Emigration oder symbolischer Kampf gegen die eigene (bisherige) Nationalität bzw. Ethnizität.

In allen untersuchten Fällen kann „Konversion als symbolische Transformation krisenhafter Erfahrung“ gedeutet werden. Jedoch sei der Weg von der Konversion in die (politische) Radikalisierung nicht vorgezeichnet. Es gebe immer auch Alternativentwürfe.

Prof. Dr. Monika Wohlrab-Sahr lehrt Kultursoziologie am Institut für Kulturwissenschaften der Universität Leipzig. Sie hat sich 1998 mit einer Arbeit zu „Konversion zum Islam in Deutschland und den USA“ habilitiert. Monika Wohlrab-Sahr ist Beiratsmitglied des Exzellenzclusters.