Universität KonstanzExzellenzcluster: Kulturelle Grundlagen von Integration

Hegemoniale Semantiken und radikale Gegennarrative

Kommentierte Bibliographie

Die kommentierte Bibliographie zum Rahmenthema 2008/2009 des Kulturwissenschaftlichen Kollegs bietet einen Überblick über ausgewählte Felder des Hegemoniediskurses.
Angehörige des Exzellenzclusters und der Universität Konstanz können die Bibliographie im Intranet des Clusters herunterladen.

Vorträge

Am 22. Januar 2009 führten Prof. Dr. Albrecht Koschorke und Prof. Dr. Wolfgang Seibel in das diesjährige Kernthema des Kulturwissenschaftlichen Kollegs ein.

Die beiden Vorträge finden Sie hier zum Download:

Einladungskonzept für eine Gruppe von Fellows an das Konstanzer Kulturwissenschaftliche Kolleg, 2008/2009

In das Konstanzer Kulturwissenschaftliche Kolleg soll für das akademische Jahr 2008/2009 eine Gruppe von Fellows eingeladen werden, die sich mit Phänomenen der Desintegration hegemonialer Semantiken und Normen beschäftigen wollen.

Die Gruppe der Fellows soll Wissenschaftler und Publizisten umfassen, die sich für die Dauer von sechs bis zwölf Monaten in konzentrierter Form der Ausarbeitung einer größeren Publikation widmen wollen, die sich im Umkreis der angegebenen Fragestellung bewegt. Freistellungen von Wissenschaftlern der Universität Konstanz sowie von auswärtigen Kooperationspartnern in den jeweiligen Projektzusammenhängen bleiben von dieser thematischen Fokussierung unberührt.

Ausgangspunkt ist die Beobachtung, dass die kulturelle Hegemonie des „Westens“ – zuerst Europas, später der USA –, die eine erste Phase der Globalisierung eingeleitet oder begleitet hat, ihre Integrationskraft zu verlieren beginnt. Diese Abschwächung gibt lokalen bzw. regionalen Gegenbewegungen Raum, die sich auf eigene Traditionsbestände und kulturelle Werte besinnen. Sie stellen dem westlichen Universalismus in seinen unterschiedlichen Ausprägungen (von der Aufklärung über die Technik bis hin zur Pop-Kultur) entweder – defensiv – ein Ethos des Autochthonen und Partikularen oder – offensiv – eine andere, konkurrierende Art von Universalismus entgegen.

Ein besonderes Augenmerk soll der Herausforderung hegemonialer Normen im Bereich von Politik und Recht gelten. Das Normensystem unveräußerlicher Menschenrechte und individueller wie kollektiver Freiheit steht nach den Katastrophen des 20. Jahrhunderts und dem Ende des Kalten Krieges auf dem Höhepunkt seines Einflusses. Es sieht sich jedoch in wachsendem Maß radikalisierten und gewaltorientierten Gegennarrativen gegenüber, die von einer politisierten Religiosität getragen werden, wie sie vor allem in der Figur des islamischen Jihadismus zum Ausdruck kommt.

Unter welchen Umständen also, so wäre hier in einer komparatistischen Perspektive zu fragen, werden Gegennarrative radikal und militant, unter welchen nicht? Die aktuelle Analyse solcher Prozesse der Radikalisierung und der Erzeugung von Gewalt legitimierenden Narrativen wäre durch einen historischen Längsschnittvergleich zu vertiefen. Dabei ist allerdings nicht nur an Religion und ihre mobilisierende Kraft zu denken, wie sie etwa in der Herausforderung des Römischen Imperiums durch Christen und Juden oder in den monarchomachischen Traktaten des 16. und 17. Jahrhunderts zum Ausdruck kommt. Auseinandersetzungen zwischen sozialen Gruppen können in gleicher Weise radikalisiert werden. Das Proletariat entwickelte die Idee des gewaltsamen Befreiungskampfes in der Konfrontation mit der kulturellen und ökonomischen Hegemonie des Bürgertums aus einer sozialen Utopie heraus. Ebenso entsprang de Rechtfertigung von kolonialen Befreiungsbewegungen – angefangen von der Amerikanischen Revolution bis hin zu den Dekolonialisierungskämpfen des 20. Jahrhunderts - stets einer artikulierten Hegemonialisierungserfahrung.

Gefragt werden soll nach entsprechenden Reaktionsmustern auf hegemoniale Semantiken und Normen, nach den bevorzugten Schauplätzen solcher Gegenbildungen, nach Formen des Austauschs und der (gegebenenfalls feindlichen) Symbiose ebenso wie nach der Entstehung neuer kultureller Hegemonien und den damit verbundenen Strategien, sie zu stabilisieren.

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