Masterstudiengang „Transkulturelle Geschichte und Anthropologie“
Über den Studiengang
Was hat die global integrierte moderne Gesellschaft noch mit der Leiblichkeit des Menschen zu tun? Offenbar mehr, als man auf den ersten Blick vermutet: Der chirurgisch gestaltete Körper, multiple Individualitäten in den sozialen Netzwerken, Genanalysen und Invitro-Fertilisation stellen die traditionellen, in Ethiken und rechtlichen Normen formulierten Menschenbilder in Frage. Solche Befunde haben die Konstanzer Historikerinnen und Historiker veranlasst, die „anthropologische Frage“ zu aktualisieren und zum Gegenstand eines historischen Masterstudienganges zu machen.
Wir wollen das Spannungsverhältnis zwischen klassischer Anthropologie und Geschichtswissenschaft produktiv machen, indem wir in diesem Studiengang die „anthropologische Frage“ selbst dynamisieren und neben deren zeitlichen auch ihre räumliche Dimension mitdenken. Es geht darum, eine Kompetenz aufzubauen, um das „anthropologische Problem“ in unterschiedlichen historischen Gesellschaften wie auch in transkulturellen Konstellationen aufzuspüren: Wie kommt der Mensch in Gesellschaft vor und welcher Mensch kommt in welchen Gesellschaften an welchem Ort in ihnen vor?
Transkulturelle Geschichte hinterfragt und historisiert die Vorstellung abgegrenzter kultureller Räume, in dem sie diese Grenzen in vielfältiger Weise überschreitet. Sie untersucht kulturelle Phänomene, die viele unterschiedlichen Kulturen verbinden. Sie fragt nach den Verflechtungen und Beziehungen sowie den transregionalen Veränderungen, die diese mit sich bringen.
Damit verändert sich der traditionelle Kanon wissenschaftlicher Techniken und Quellensprachen der Geschichtswissenschaften, der sich nun – wie in der Ethnologie – unterschiedlichen Räumen, Gegenständen und Sprachen anpassen muss. Methoden der Archäologie und Sachkultur, der Alten oder der Mittelalterlichen Geschichte werden so ebenso für neuzeitliche Phänomene relevant werden wie anthropologische Techniken. In der Lehre wird dies in der Zusammenarbeit unterschiedlicher Dozenten vermittelt und wirkt zurück auf die Forschung. Unter Berücksichtigung postkolonialer Forschungseinsichten ermöglicht diese Erweiterung der Quellenbasis historisch-anthropologische Aussagen über Herrschaft, soziale Organisation, Wirtschaft und Umwelt, die herkömmliche Orientalismen und Okzidentalismen hinter sich lassen.
Den Studierenden dieses Studienganges soll eine historische Kompetenz vermittelt werden, mit der sie ausgerüstet sind für drängende und gleichermaßen sensible Gegenwartsanalysen.
Kontakt
Wissenschaftliche Betreuung
PD Dr. Rainer Beck
Ergänzungsprofessur für die Geschichte der Frühen Neuzeit
Koordination
Jan Behnstedt
jan.behnstedt[at]uni-konstanz.de