Konfliktgeneratoren
Leiter
Dr. Timo Noetzel (2008-2011)
Dr. Benjamin Schreer (2008-2009)
Promovierende
Inken Wiese: Transkulturelle Hierarchien in internationalen Interventionsmissionen: Arabisches Engagement in Afghanistan Abstract
Martin Zapfe: Sicherheitskultur, Strategieentwicklung und ‚Vernetzte Sicherheit‘ in der Bundesrepublik Deutschland und den USA Abstract
Assoziierte Mitglieder
Tobias Bunde: Varianzen liberaler Weltordnungspolitik – Der umstrittene Globalisierungsprozess der NATO Abstract
Steffen Eckhard: Strategic Management in Peace Operations. An Organizational Analysis of Post-conflict Police Reform in Afghanistan and Kosovo Abstract
Florian Roth: Risikoperzeptionen und Risikokommunikationsstrategien moderner Protektorate Abstract
Simone Schelk: Bringt die Freiheit in Sicherheit! Wie die Vorstellungen von Sicherheit moderne Staaten und ihr Verhältnis zur Zivilgesellschaft verändern – die USA unter George W. Bush und Barack Obama Abstract
Senior Fellow
Abschlussbericht der Forschungsgruppe
Mitglieder
Die Nachwuchsgruppe „Konfliktgeneratoren“ unter der Ko-Leitung von Dr. Timo Noetzel und Dr. Benjamin Schreer war am Exzellenzcluster „Kulturelle Grundlagen von Integration“ zwischen 2008 und 2011 in das Forschungsfeld „Transkulturelle Hierarchien“ eingebunden und bestand neben den Forschungsgruppenleitern aus zwei regulären Doktoranden (Inken Wiese, Martin Zapfe), vier assoziierten Doktoranden (Tobias Bunde, Steffen Eckhard, Florian Roth, Simone Schelk) sowie einem Senior Fellow (Peter Schumann).
Die Gruppe setzte sich aus Politik-, Verwaltungs-, Geschichts- und Islamwissenschaftlern zusammen. Dadurch sollte einerseits die Bearbeitung des Forschungsthemas durch den Rückgriff auf eine interdisziplinäre Methodenvielfalt vertieft werden und andererseits sichergestellt werden, dass Erkenntnisse über Kulturräume außerhalb Europas und Nordamerikas in die Forschung der Gruppe einfließen.
Arbeitsprogramm
Die Nachwuchsgruppenleiter konkretisierten das Oberthema „Konfliktgeneratoren“ in ihrem 2008 vorgelegten Forschungsprogramm auf die Untersuchung
- von Diskursen in so genannten „modernen Protektoraten“ und
- von Sicherheitskulturen vor dem Hintergrund internationaler Strategiefähigkeit.
Dadurch wurde neben der Verortung im Exzellenzcluster auch eine enge Anbindung an die bestehende Forschung zu Coping- und Legitimationsstrategien internationaler Verwaltungen am Lehrstuhl von Professor Seibel sowie an die Ergebnisse des Sonderforschungsbereichs (SFB) 485 ermöglicht (Seibel 2007; 2008).
Aufbauend auf diesem Arbeits- und einem entsprechenden Publikationsprogramm untersuchte die Nachwuchsgruppe die kommunikative Dynamik in Situationen der Entstehung und Anheizung von Konflikten in transkulturellen Kontexten. Sie griff damit die Grundannahme des Exzellenzclusters auf, wonach Konflikte einen eigenständigen Typus von Kommunikation darstellen und sich als eine kommunikative Form erweisen, für die ein fortlaufendes Ineinander von Prozessen der Integration und Desintegration konstitutiv ist.
„Kultur“ wurde von der Nachwuchsgruppe als Zone des konflikthaften Austauschs zwischen den Diskurssphären verstanden, also als jener Zwischenraum, aus dem heraus sich unterschiedliche Rationalitäten entfalten und in dem sie aufeinander treffen, sich mischen, verstärkend überlagern oder wechselseitig entkräften.
Forschungsgegenstände
Die Nachwuchsgruppe untersuchte am Beispiel der „modernen Protektorate“ Kosovo und Afghanistan den „kommunikativen Haushalt“ (Luckmann), der sich anhand von transkulturellen Hierarchien manifestiert. Hierarchie wurde im Sinne des Clusterkonzeptes als eine universale und kulturübergreifende Form von Integration betrachtet, die im Hinblick auf ihre materiellen Erscheinungsformen und ihre Funktionserfordernisse als kulturgebunden verstanden werden muss.
Anders als die These vom Kampf der Kulturen suggeriert, ging es der Nachwuchsgruppe nicht um die Auseinandersetzung mit der Variable „Kultur“ als Konfliktgenerator, sondern um die kulturelle Konstruktion von Hierarchien und ihrer jeweiligen Legitimität in unterschiedlichen Kontexten. Für die Forschung der Nachwuchsgruppe waren daher die Mechanismen organisationskultureller Differenzierungen der in „modernen Protektoraten“ aktiven internationalen Organisationen wie UN, EU und NATO ebenso von Interesse wie die Frage nach Hierarchiegefällen in der Interaktion mit lokalen Bevölkerungsgruppen.
Die Wahl des Begriffs „Transkulturalität“ hat sich als gut geeignet erwiesen, um die Heterogenität der in „modernen Protektoraten“ involvierten Entitäten (u.a. internationale Organisationen, Staaten, Clans) abzubilden. Auf diese Weise war die Nachwuchsgruppe in der Lage, als zentralen Konflikte generierenden Aspekt moderner Interventionen in Krisenregionen die Problematik der Rückkopplungseffekte auf die entsendenden Gesellschaften herauszuarbeiten.
Die Nachwuchsgruppe widmete sich in ihrer Arbeit zunächst der Frage nach Legitimitätsquellen für Hierarchien, auf die einerseits in der intervenierenden und andererseits in der intervenierten Gesellschaft rekurriert wird. In einem zweiten Schritt wurde die Wechselbeziehung von Hierarchie und Kultur untersucht, um beispielsweise äußere Antriebe und Anreize für die Hierarchieunterworfenen, sich zu integrieren, zu identifizieren. Am Beispiel nationaler Sicherheitskulturen und am Beispiel von Organisationskulturen der NATO zeigte sich, dass Hierarchieunterworfene keinesfalls nur in den intervenierten Gesellschaften denkbar sind. Vielmehr scheint die gemeinsame Intervention in transkulturellen Hierarchien Auswirkungen auf die Interaktion von Mitgliedsstaaten internationaler Organisationen untereinander und auf die ministerielle Interaktion beteiligter Staaten zu haben, auch jenseits des Interventionskontextes. Der Konflikt im Interventionsland hat hierbei einen katalytischen Effekt.
weiterlesen:
Über die Forschungsgruppe
Die Forschungsgruppe „Konfliktgeneratoren“ stellt sich vor. Download, PDF
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